Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
12. und 13. Jahrgang.1992/1993
Seite: 29
(PDF, 46 MB)
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Im folgenden möchte ich das Zusammenleben zwischen dem Kloster Wonnental und der
Stadt Kenzingen, zwischen den Nonnen und den Bürgern untersuchen, das durch die unmittelbare
Nähe des Klosters zur Stadt zusätzliche Brisanz erhielt.

Im ersten Teil werden die Besitzungen, Güter und Einkünfte Wonnentals in und um die
Stadt vorgestellt. Im zweiten Teil das Kloster innerhalb der städtischen Wirtschaft und Gemeinschaft
beleuchtet: Wie reagierte der Rat auf eine solch potente Wirtschaftskraft unmittelbar
vor den Stadttoren, bei der viele Kenzinger verschuldet waren und die am
städtischen Wirtschaftsleben zu günstigeren Konditionen als die Bürger der Stadt teilzunehmen
suchte. Die nachfolgende Untersuchung basiert auf meiner zu Beginn des Jahres
1988 fertiggestellten Dissertation »Zwischen Landwirtschaft und Regionalhandel. Kleinstadt
und Kirche im mittelalterlichen Breisgau. Untersuchung der Beziehungen Neuenbürgs,
Kenzingens und Endingens zu Klöstern, Orden und anderen geistlichen Institutionen« daher
kann ich an dieser Stelle auf Quellen- und Literaturnachweise verzichten. Die Dissertation
erscheint voraussichtlich unter dem Titel »Die Breisgaukleinstädte Neuenburg,
Kenzingen und Endingen in ihren Beziehungen zu Klöstern, Orden und anderen kirchlichen
Institutionen bis zum ausgehenden Mittelalter«. Bis zur Drucklegung können Quellen-
und Literaturbelege in einem im Freiburger Stadtarchiv hinterlegten Exemplar nachgesehen
werden.

1. Auf- und Ausbau des städtischen Besitzes

Das direkt vor den Toren Kenzingens gelegene Zisterzienserinnenkloster stand während
des gesamten Mittelalters in engem Verhältnis zur Stadt. Infolge seiner unmittelbaren Nähe
zur Stadt war für die Nonnen ein eigener Wirtschaftshof innerhalb der Stadtmauern
nicht notwendig, wohingegen sie einen solchen in der Kaiserstuhlstadt Endingen unterhielten
. Andere Klöster und Orden, wie z.B. Tennenbach, Schuttern oder die Johanniter
legten in der Stadt einen Verwaltungsmittelpunkt an.

Unter den Gebäuden, die als Eigenbesitz zum Kloster zählten, fällt ein Haus in der Brotgasse
besonders auf, das gegenüber der Brotlaube lag, und erstmals 1363 Erwähnung fand.
Dieses Haus bei den Brotverkaufsstellen war während des 14. und 15. Jahrhunderts stets
Wonnentals Eigenbesitz und wurde von den Nonnen selbst genutzt. Offensichtlich benötigte
Wönnental dieses an exponierter Stelle liegende Haus am Markt selbst. Ein hoher
Getreideüberschuß aus den Einkünften der umliegenden Ländereien erleichterte den Klosterfrauen
wirtschaftliche Aktivitäten im Bereich des Bäckerhandwerks.

Wie das Zinsbuch des Klosters von 1486 eindeutig belegt, war Wonnental zu Ende des
15. Jahrhunderts im Besitz zweier Brotverkaufsstellen, Brotbänke genannt, von denen zumindest
eine zum Verkauf des selbstgebackenen Brotes genutzt wurde. In der klostereigenen
Bäckerei waren Mägde angestellt, die für das Backen entlohnt wurden. Die ebenfalls
klostereigene Mühle, die weitgehend von Zollabgaben befreit war, sowie Einnahmen aus
Getreidezinsen erlaubten dem Kloster, mit relativ geringen Produktionskosten Backwaren
herzustellen. Weltliche Arbeitskräfte verkauften vermutlich das Brot. Das selbstgenutzte
Haus des Klosters stand gegenüber der Brotlaube, unter der die Brotverkaufsstände lagen,
wodurch zwischen Lagerung und Verkauf keine längeren Transportwege entstanden. Die
Wonnentaler Nonnen nutzten also ein zentral gelegenes Haus als Basis zur Teilnahme am
städtischen Markttreiben.

Neben dem Haus in der Brotgasse, einer klostereigenen Trotte und der Brotbank verfügte
das Kloster über weitere Häuser und Gebäude innerhalb des städtischen Gebietes und zahlreiche
Häuserzinse, wobei sich häufig nicht eindeutig klären läßt, ob Wonnental Eigen-

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