Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
12. und 13. Jahrgang.1992/1993
Seite: 60
(PDF, 46 MB)
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werk kann etwas andere Form haben, der Drei- oder Vierpaß in strengster Form war die
Regel. Ob das Fenster noch durch einen Mittelstab geteilt war, läßt sich derzeit noch nicht
mit Sicherheit sagen. Die Herstellung von großen Glasflächen machte damals keine Schwierigkeiten
mehr.

Für Wonnental kann angenommen werden, daß das Glas der schmalen Fensterbahnen leicht
getönt und ornamentiert war. Mit Vorliebe verwendeten die Zisterzienser unterschiedliche
Grautöne und ein ungegenständliches Ornament, aber auch ein pflanzliches Ornament
in lichtestem Grün- oder Gelbton ist denkbar. Die Gläser wurden in Tennenbach oder nahe
Wonnental hergestellt und bemalt. Nur selten sind Gläser transportiert worden. Die
Zisterzienser lehnten farbenprächtige Fenster ab, sie wollten das nüchterne helle, natürliche
Licht in ihren Kirchen, zur geistigen Versenkung in das Werk und Wort Gottes. Sie
beriefen sich auf den hl. Augustinus, der das helle Tageslicht als „die Königin der Farben"
bezeichnete.

Noch ein Detail zu den Fundamenten: Eine privat vorgenommene Kellergrabung hat ergeben
, daß die Fundamentmauern der Innenseite des Kreuzgang-Ostflügels etwa 120 cm tief
gehen. Was besonders interessant ist: sie ruhen auf einer starken Lehmschicht auf. Deshalb
auch die überall trockenen Kellerräume und Mauern, obschon das Klosterterrain wenig
über, zum Teil unter der Wasserfläche der es umfließenden Elz liegt! Der Lehmgrund
auf dem die Klostergebäude erstellt sind, läßt kein Grundwasser durch. Lehmböden waren
so etwas wie eine Grundvoraussetzung für eine Zisterzienser-Niederlassung. Sie brauchten
Lehmgruben, um Ziegel und Fliesen in Massen, auch Tongeschirr herzustellen. Alle
vorhandenen Mauern sind mit alten Ziegeln durchsetzt. Ihre Porosität förderte eine rasche
Austrocknung. Lehm wurde auch zu Füllungen im Fachwerk verwendet, hauptsächlich
im Innenbau, so in Wonnental. Wände aus Lehm sind im Sommer kühlend, im Winter
warm. Mit Lehm ummantelte Holzteile bleiben Jahrhunderte erhalten. Wo der Lehm abgebaut
wurde, entstanden gleichzeitig im gleichen Arbeitsgang die weitflächigen Wannen
der Fischteiche. Diese waren von vornherein wasserdicht, verkrautungsfrei und unterteilbar
, ideal um klares fließendes Wasser für die Fischzucht zu fassen, die den Zisterzienserinnen
das einzige Fleisch lieferten, das sie essen durften. Der Speisezettel war äußerst
karg, es gab niemals mit Fleisch und Fett zubereitete Speisen, ausgenommen für Kranke
und Lohnarbeiter. Das Brot war grob. Da war der gesottene Fisch Leckerbissen! -
Auch die Kleider der Nonnen waren würdevoll einfach und von grobem, von Grund auf
selbstgefertigtem Woll- oder Leinenstoff, schwarzer Schleier und schwarzes Schultertuch
über weißem Habit. Die Schuhe durften nur aus Kuhleder sein.

Aus der sehr genauen Abbildung der Klostergesamtanlage auf dem Bilde, das E. Krebs
in seinem Büchlein über die Geschichte von Wonnental, veröffnetlichte, ist zu erkennen,
daß das Kirchenschiff in einer geraden Flucht mit den noch heute bestehenden Gebäuden
des Nordflügels verlief, der Chor beidseitig um etwa einen Meter eingezogen war und in
der Länge beträchtlich über die Front des östlichen Flügels hinausragte. Die Masse (nur
geschätzt, nicht vermessen) sind ungefähr die folgenden: Breite des Schiffes ca. 10 cm,
des Chores 8 m, dessen Länge ca. 10-12 m, die Gesamtlänge der Kirche mit Chor etwa
30-33 m. Sie dehnte sich also bis zur baufälligen und wahrscheinlich aus Steinen ihrer ehemaligen
Mauern erstellten Scheune an der Nordostecke des Straßengevierts aus. Nach der
von Ambrosius Schneider, dem heutigen Abt des Zisterzienserklosters Himmerod in seinem
Werk über die Cistercienser vorgenommenen Gliederung der Bau-Typen nach unterschiedlichen
Ostabschlüssen, würde das Frauenkloster Wonnental zum Untertyp IV gehören,
zu den Saalkirchen mit eingezogenem einfach gewölbtem, längsrechteckigem Chor. Im späten
13. Jh. und frühen 14. Jh. entwicklen sich die flachgeschlossenen Chöre aus dem breitgelagerten
Rechteck über das Quadrat zu einem in die Tiefe, nach Osten gedehnten Rechteck.
Hierin kommt eine Tendenz der franziskanisch/dominikanischen Chor-Bauweise, wenn auch
verhaltener, zum Ausdruck.

Die langgestreckte einfache Saalkirche mit einem in die Tiefe vordringenden, wenig eingezogenen
Chor-Rechteck, entspricht sowohl den nüchternen zisterziensischen Vorstellungen,

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