Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
12. und 13. Jahrgang.1992/1993
Seite: 99
(PDF, 46 MB)
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nen scheinen die Wonnentaler Frauen aber dann doch der Übernahme von Schulunterricht
für Kinder aus Kenzingen etwas näher getreten zu sein. Sie erklärten sich jedenfalls
im Juni 1803 gegenüber der vorderösterreichisch-modenesischen Regierung in Freiburg bereit
, »sich gemeinnütziger zu machen« und schlössen mit der Stadt Kenzingen einen entsprechenden
Vertrag ab. Über einige vorbereitende Maßnahmen ist das von vornherein
schleppend betriebene Projekt jedoch nicht hinausgekommen, so daß der Normalschulunterricht
der weiblichen und männlichen Jugend, zu dessen Erteilung sich auch schon
einmal die Franziskaner am Ort erboten hatten, weiterhin Sache der Gemeinde blieb. 3

Die Aufhebung der Abtei

Als Österreich seine Niederlage im III. Koalitionskrieg mit dem Verlust seiner Vorlande
bezahlen mußte und Baden für seinen Einsatz auf französischer Seite und für die Familienallianz
mit dem französischen Kaiserhaus im Preßburger Frieden vom 26. Dezember
1805 unter anderem mit der vorderösterreichischen Landvogtei Ortenau, dem größten Teil
des Breisgaus und der Erlaubnis zur Konfiskation der dortigen Klöster zwecks Erleichterung
seiner zerrütteten Staatsfinanzen belohnt wurde, war die Aufhebung der Abteien wie
der landständischen Verfassung überhaupt in den badischen Regierungskollegien beschlossene
Sache, zumal die Prälaten und auch die beiden anderen Stände, die Ritter und Städte
, der Integration des Breisgaus in das neue Staatsgebilde hindernd im Wege gestanden
wären.

An und für sich war ja das Schicksal der Klöster im Breisgau schon durch den § 26 des
Reichsrezesses von 1803 entschieden worden. Denn die Reichsdeputation zu Regensburg
hatte dieselben bei der Erledigung des Entschädigungsgeschäftes im Herbst 1802 dem deutschen
Großpriorat des ritterlichen Malteser-Ordens für seine links des Rheins gelegenen
und im Luneviller Frieden von 1801 endgültig an die französische Republik abgetretenen
Besitzungen zugewiesen, während die oberschwäbischen Bettelklöster an den Deutschen
Orden fielen. Die Johanniter versuchten dann auch, in den Genuß ihrer Entschädigung
zu kommen und mehrfach von den breisgauischen und ortenauischen Ordensniederlassungen
Besitz zu ergreifen. Allerdings vergeblich - sie scheiterten am Widerstand vor allem
der Männerstifter und des Hauses Habsburg.

In engere Berührung mit der neuen Landesherrschaft kamen die Wonnentaler Nonnen zum
ersten Mal am 31. Januar 1806. An diesem Tag erfolgte die förmliche Besitznahme des
Ordenshauses durch eine kurbadische Kommission, bestehend aus dem Landschreiber und
Hofrat Roth aus dem altbadischen-protestantischen Emmendingen, dem Obervogt Häge-
lin von Kenzingen und seinem Aktuar. Dieser Hoheitsakt erfolgte in allen betroffenen Klöstern
nach dem gleichen Schema: Roth ließ den Konvent zusammentreten, erklärte das
Kloster mit allem Zubehör mit Hinweis auf den Preßburger Frieden für den Kurfürsten
Karl Friedrich von Baden in Besitz genommen, warnte vor unerlaubten Veräußerungen
und Unterschlagungen und sicherte im Falle der Auflösung eine »verhältnismäßige«, sich
nach dem Stiftsvermögen richtende Versorgung zu. Die Äbtissin Maria Benedicta, seit 1794
im Amt, erklärte, sie alle wollten sich in ihr Schicksal fügen, wobei sie auf die Großmut
des Landesherrn hofften.

Auf irgendwelchen Widerstand traf die Kommission erwartungsgemäß nicht. Allerdings
war die Bereitschaft der Regularinnen, Auskünfte über den Zustand des Klosters zu erteilen
, nicht allzu groß. Nachdem der Konvent entlassen war, trat der Landschreiber in nähere
Verhandlungen mit der Vorsteherin, der Priorin, Subpriorin, Großkellerin und Pförtnerin
ein. Der Kassensturz ergab einen Bargeldbestand von 80 fl. Sehr zum Mißfallen Roths
war der Klosterverwalter Maier nicht in der Lage, Rechnungen über die laufenden Ein-
und Ausgaben vorzulegen. Es ist nicht ausgeschlossen, daß diese bewußt nicht geführt

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