Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
12. und 13. Jahrgang.1992/1993
Seite: 108
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/pforte-1993-12-13/0110
Die Matten liegen an dem Elz-Fluß, aus welchem durch dieselben mit geringen Kosten
mehrere Kanäle durch den sehr geräumigen Klosterhof oder durch jene Güter so geleitet
werden können, daß das Wasser unterhalb des Klosterguts seinen Abfluß wiederum in die
Elz hat. Gebäude und Güter liegen ganz eben, und gewähren eine schöne Aussicht nach
allen Richtungen auf Gebürgen und ebenes Land. Der Rheinstrom ist nur 3 Stunden von
Wonnenthal entfernt, und alles so situirt, daß es sich zu ausgedehnten großen Fabriken,
Manufacturen, Wasser- und anderen Gewerben vortrefflich schickt, und hat der Käufer
alle billige und thunliche Unterstützung und Begünstigung dabey zu gewärtigen. Man macht
dieses mit dem Beyfügen bekannt, daß sich die Kaufliebhaber in Ansehung der Bedingungen
inzwischen bey dem Großherzoglich provisorischen Verwalter, Herrn Alexander Harscher
zu Kenzingen, erkundigen können. Der Verkauf wird im Kloster vorgenommen.
Freyburg am 24. October 1806.

Großherzogl. badische Hofcommission in Klostersachen. Maler.14

Während bis Mitte November landwirtschaftliche Nutzflächen für rund 23.000 fl. verkauft
waren15, erwies sich besagter Termin als erfolglos.

Es traten keine Kaufinteressenten für das ganze Kloster auf - was bestimmt nicht daran
lag, daß es sich um ehemaliges Kirchengut handelte. Lediglich einige Gebäudeteile wären
als Wohnungen loszuschlagen gewesen. Das war aber nicht im Sinne des Ärars. Ermutigt
durch diese Sachlage, traten schon wenige Wochen später die »Entreprenneurs« Bausch
und Helbing aus Lahr an den Großherzog heran mit dem Vorschlag, Wonnental in eine
Zichorienfabrik umzuwandeln und dort im Falle des Gelingens weitere Produktionsstätten
anzusiedeln. Unter einer Reihe von für sie günstigen Bedingungen gedachten sie, sich
in den Besitz des Anwesens zu bringen, wobei sie einen Kauf fürs erste nicht beabsichtigten
. Mit Berufung auf das Unternehmen von Wunderlich und Herbst in der ehemaligen
Abtei Ettenheimmünster wünschten sie einen zehnjährigen Pachtvertrag mit einer Kaufoption
und einer festen Preisvereinbarung. Gegebenenfalls sollte nicht nur bar bezahlt werden
, sondern mit badischen und vorderösterreichischen Obligationen, die sie gerne losgehabt
hätten.

Besonderen Wert legten die Compagnons auf den zollfreien Transport der rohen und fertigen
Waren auf der Landstraße von Kenzingen nach Lahr, wo sie ihre Hauptniederlassung
hatten. Schwierigkeiten bereitete auch ihre Forderung, nicht nur das Kloster selbst,
sondern auch alle um- (im sogenannten Einfang) liegenden Felder zu erhalten. Sie bemühten
sich persönlich nach Karlsruhe und Freiburg, wobei sie nicht müde wurden, auf die »Gemeinnützigkeit
« ihres Vorhabens zu verweisen - eine gängige Argumentation in solchen
Fällen. Die Staatsstellen wollten von einer Verpachtung nichts wissen, räumten aber ein,
daß die ursprüngliche amtliche Schätzung des Areals auf 54.958 fl. zu hoch war, was unter
anderem mit den Wasserschäden an den Gebäuden begründet wurde. Die Position der
Interessenten, die schließlich 36.000 fl. boten, verbesserte sich zunehmend, als der Rheinbaudirektor
Fischer Anfang Februar 1807 den Abbruchmaterialwert der Abtei auf nicht
mehr als 11.305 fl. veranschlagte und der provisorische Verwalter in Wonnental, Harscher,
die Anlegung einer Zichorienfabrik als für die gesamte Gegend wirtschaftlich bedeutsam
und impulsgebend anpries und als Alternative lediglich die Aufteilung der Konvents- und
einiger Nebengebäude in zwölf Wohnungen anbieten konnte16.

Im Vergleich zu anderen Fällen dieser Zeit kam dann recht schnell ein Kaufvertrag zustande
. Die Handelsleute Bausch und Helbing vereinbarten sich mit dem Staat folgendermaßen
: Sie erwarben vom großherzoglichen Domänenetat das Stift mit den umliegenden
Gütern im Umfange des von Harscher 1779 zum ersten Mal aufgenommenen und 1806
erneuerten Lageplans - eine Fläche von über 53 Jauchert, auch »Halbinsel« oder »Einfang
« genannt. Dazu gehörte noch ein in einiger Entfernung liegender Lehmacker, der

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