Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
12. und 13. Jahrgang.1992/1993
Seite: 170
(PDF, 46 MB)
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Wir erfahren etwas über den bäuerlichen Tagesablauf, über die Sitten und Gebräuche, die
Ortsgeschichten und vieles mehr.

Auch mit der übergreifenden politischen Geschichte hat sich Ringwald beschäftigt. Er
erwähnt die Besiedlung nach dem Ende der Völkerwanderzungszeit und die Namensgebung
durch die Stätte des Wago, dem Sproß einer alemannischen Sippe. Schlimme Zeiten
haben die Bewohner des Dorfes erlebt. Nach dem 30jährigen Krieg konnten mit Mühe
und Not noch ein halbes Hundert Männer und Frauen das Land bestellen. Schlimmer sollen
noch die Auswirkungen der nachfolgenden Erbfolgekriege gewesen sein. 1679 schrieb
Amtmann Franz von Alysi an die Markgräfin Franziska Sybille: „Es befinden sich nur
8 Bürger hier, 3 abwesend auf Bettelfahrt, befindlich, werden wiederkommen."
Ein bekanntes Datum in der Ortschronik ist der 6. Juli 1796. Damals kam es zwischen
den kaiserlichen und den französischen Truppen bei der Sandmühle zu einem erbitterten
Gefecht. Heinrich Gassert hat es in seinem Epos „Der Fähnerich von Freiburg" poetisch
verklärt.

Nach Aufhebung der Leibeigenschaft ging es den Menschen langsam besser. Ein Herbolz-
heimer Zigarrenfabrikant eröffnete nach 1850 im Dorf eine Filiale.
Bis es 1952 zu den ersten Ansätzen einer Flurbereinigung kam, floß noch viel Wasser die
Bleiche hinunter, vieles war noch auszustehen.

Daß eine kleine Bauerngemeinde auch einen Beitrag zur Kunstgeschichte leisten kann, bestätigt
die Persönlichkeit des Maler-Radierers Wilhelm Oesterle, der sich während der 20er
Jahre in Berlin einen Namen machte und der heute wieder erneut Beachtung findet.

Der anekdotische Anteil dieser Lebensbeschreibungen lockert nicht nur den vielseitigen
Stoff der Überlieferung angenehm auf, sondern bestätigt im weiteren Sinne Friedrich Niet-
sches Zitat:

„Aus drei Anekdoten ist es möglich, das Bild eines Menschen zu geben."
Eine intensivere Lektorierung hätte dem lesenswerten Büchlein gut getan.

Rainer Kiewat

Kenzingen und seine Ortsteile Bombach, Hecklingen und Nordweil
Geiger-Verlag, Horb a./N. 1989, 84 S. 133 Abb. geb. DM 27,50

Das Schrifttum über unsere Heimatstadt mehrt sich zunehmend. Das ist sehr erfreulich.
Der Bildband bringt zwar wenig Unbekanntes und auch nicht immer ästhetisch gelungene
Aufnahmen. Auch die Wiedergabequalität läßt teils zu wünschen übrig. Läßt sich der interessierte
Betrachter davon anregen Kenzingen und sein Umland in Muße sich anzueignen
, dann ist der Herausgeber für seine Mühe reichlich belohnt.

Allerdings, ob Martin Walsers (»Heimatlob«) liebevolle Geste »... und wecken jede Stelle
durch einen Kuß...« auch nur vergleichsweise Empfindungen auslösen, bleibe dahingestellt.
Spürbar ist die Distanz des Autors zu seiner gesammelten Bilder-Blüten-Lese. Heimat ist
eben nicht nur was die Netzhaut unseres Auges einfängt. Die Bilderflut unserer Tage gerät
immer wieder zur Verkürzung ins nur Optische wenn sie nicht in die Sprache eingebunden
bleibt. Deshalb vermißt man in diesem Band über die rein historische Information hinaus
geeignete Texte, die dem Heimatfreund den Erlebniszugang zu unserer Landschaft ermöglichen
.

Ein kompletter Quellennachweis für Text und Bild würde dem hübschen Bilderbuch gut
anstehen.

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