Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
12. und 13. Jahrgang.1992/1993
Seite: 171
(PDF, 46 MB)
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Hubert Konrad Frank

Baden - Dübel, Simplicius neu

Aufbau-Verlag, Berlin/Weimar, 1992, 166 S. kt. DM 33.30

Der große Literaturbetrieb hat ihn erst 1990 beim Klagenfurter Ingeborg-Bachmann-
Wettbewerb wahrgenommen. Hierzulande war der Kenzinger Autor kein Unbekannter.
Schon 1975 entdeckte ich den Lyriker Hubert Konrad Frank (Jahrg. 1939).
Ein schmales Gedichtbändchen unter dem Titel "bacon du" war es, das mir die Mutter,
des damals auf der Insel Föhr lehrenden Pädagogen, in die Hand drückte. Ich schrieb darüber
in der BZ: "Sie sind lesenswert, diese 16 Gediente, für alle jene, die Sinn und Unsinn
der Dinge erfahren haben, die alles in Frage stellen." "Gege Sidweschde stehn die hohe
Biggel vum Kaiserstuehl maischdens imme schene Bläu. DU, do kum i här ..." Mit dieser
Standortbestimmung stellte sich Hubert Konrad Frank dem neugierigen Publikum in Ken-
zingen vor. Es war kurz vor Weihnachten 1986. Dann ist es still um ihn geworden.
Aber geschrieben hat er immer. Auseinandersetzungen mit der existentiellen Befindlichkeit
fanden ihren Niederschlag in zahlreichen Kurzgeschichten und Bühnenstücken. In diesen
auch als Seien fiction zu verstehenden Texten leitet die Handlung von der Gegenwart bis
in die Zukunft der Menschheit und versucht neue Hoffnungen zu wecken.

Jetzt liegt sein neuer Roman vor. "Baden-Dubel" ist ein autographisches Buch, ein experimentelles
Kunststück. Die Wortspiele sind zwar nicht neu, schon James Joyes und Arno
Schmidt haben damit schockiert. Vermeintliche Sprachfehler und Verballhornungen sind
die künstlerischen Mittel um die Dubel-Existenz des Simpels Sepp Butz zu verbalisieren.
„Muß erzälln ich das Leben die Meinschaften eins Simpels gegen Ende des 20. Jahrhunderts
, das ich einer tu mit mein gerink Pilltunk." Alemannische "wolfswütige" Grübeleien
vermischen sich mit surrealistischen, makaberen Szenen. Es ist die literarische Aufarbeitung
des eigenen Lebens. Für den einheimischen Leser ist der Lokalkolorit spürbar. Fiktion
und tägliche Ereignisse vermischen sich. So, wenn der Heiner vom Kirchplatz vom
Abtransport der Judenfamilie Dreyfuß erzählt (1940).

Als Kind einer „Famillje der Zweikuhbesitzer des Hand & Beinarbeiterstamms" muß der
Autor in seiner Jugend viele Verletzungen erlitten haben, um zu solchem Resentiment gegen
die „schnellschwätzenden &.schnelldenkenden Norddeutschen" zu kommen. Die Aufteilung
der Menschheit in „Herrenmenschen & Dübel" ist wohl nicht die Lösung.
Wer über die gängige Heimatdichtung hinaus etwas mehr erwartet von unseren Poeten,
sollte dieses Buch lesen. Immerhin haben literarische Experten, wie Ernst Jandl und Hellmuth
Karasek, das „kleine Meisterwerk"des Kenzinger Grimmelshausen über die Maßen
gelobt.

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