Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
16. Jahrgang.1996
Seite: 6
(PDF, 45 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/pforte-1996-16/0008
Rebanbau

Bürger als Besitzer und Pächter

Grundsätzlich muß man davon ausgehen, -daß das gesamte Anbaugebiet äußerst stark parzelliert
war und kaum aus größeren, zusammenhängenden Nutzflächen bestand5. Diese sehr
unproduktiven Besitz- und Nutzungsverhältnisse wurden durch das in unserer Gegend angewandte
Prinzip der Realteilung verstärkt. Erbschaften wurden nicht in die Hand einer Person
gegeben, sondern unter allen Erben aufgeteilt. Die starke Zersplitterung des Reblandes und ihre
Streulage in der Gemarkung erschwerte zwar die Bearbeitung, minderte jedoch auch das
Betriebsrisiko spürbar.

Zur Verarbeitung der Trauben benötigte man Keltern, die innerhalb der Stadt aber auch im Dorf
Altenkenzingen nachzuweisen sind6. Unter den zahlreich in der Stadt vertretenen Gewerben
finden sich auch Rebknechte, wie beispielsweise Henni und Walter Endinger, Jöseli, Clewi
Erkenli und Mathern Bischof, die ihren Lebensunterhalt zum überwiegenden Maße mit Arbeiten
im Weinanbau und in der Weingewinnung bestritten7. Obwohl sicherlich viele Menschen in
der Stadt diesem die Winzer unterstützenden Gewerbe nachgingen, sind doch nur einige
namentlich faßbar, da dieser Beruf wenig einträglich war und somit auch von geringem Prestige
. Einzig Mathern Bischof oder sein Sohn gleichen Namens scheinen in die städtische Oberschicht
vorgedrungen zu sein. In den 1480er Jahren sind mehrere Belege zu diesen Personen
überliefert, wobei ausdrücklich eine Unterscheidung zwischen beiden durch den Zusatz „der
alte " herbeigeführt wurde8. Bei dem als Rebknecht Bezeichneten handelte es sich vermutlich
um den Vater, der in der Giselgasse wohnte, wohingegen der Sohn ein Haus in der Metzgergasse
besaß und dem Kloster Wonnental einen jährlichen Zins von einer Fleischbank entrichtete
, also offensichtlich das Metzgerhandwerk ausübte9. Einer der beiden ist 1482 sogar als
Ratsmitglied nachzuweisen"1. Es gelang im vorliegenden Fall offensichtlich dem Sohn eines
Rebknechts, das angesehene Metzgerhandwerk zu erlernen und auszuüben.
Neben diesem, dem Weinbau hauptberuflich verbundenen Personenkreis kann davon ausgegangen
werden, daß annähernd alle Kenzinger über Rebbesitz verfügten und nebenberuflich
Weinbau betrieben, um ihren täglichen Bedarf zum Teil selbst zu decken und Überschüsse weiter
zu veräußern. Der größte Teil des Weines wurde im Spätmittelalter zweifelsohne in winzerlichen
Familienbetrieben im Haupt- und Nebenerwerb erzeugt". Ebenso wurde ein wesentlicher
Teil im Spätmittelalter in den Städten und Dörfern der Weinbaugebiete selbst oder in der
näheren Umgebung in den Ausschank gegeben12. Einige angesehene und einflußreiche Kenzinger
Bürger mit Weinanbau seien hier stellvertretend für viele genannt: Claus Haffner fungierte
1374 als Bürgermeister, 1379 bis 1395 als Schultheiß und wurde 1402 als Altschultheiß
bezeichnet13; 1406 ist für ihn Rebbesitz nachzuweisen14. Das Ratsmitglied Henni Büli, der 1417
bis 1429 diesem Gremium angehörte, bewirtschaftete auch Reben15. Dem Ratsmitglied Heinzmann
Klingenmeyer, der 1469 bis 1478 der zeitraubenden Tätigkeit als Schaffner und Wirtschaftsverwalter
des Klosters Wonnental nachging, gehörten gleichfalls Reben16.
Das Tennenbacher Güterbuch, in dem das Zisterzienserkloster in der Zeit von 1317 bis 1341
seine Besitzungen, Verpachtungen und Abgaben aufzeichnete, bietet uns die Möglichkeit,
Weinanbauflächen in der näheren und weiteren Umgebung Kenzingens genauer zu lokalisieren
. Zumindest für die nachfolgenden Lokalitäten ist mit Sicherheit mittelalterlicher Weinbau
belegt: Niederberg, Mitteltal, Hungerberg, Jostel, Roßleite, Ramensberg, Kuhneck, Hagelberg,
Tremel und Pfannenstiel. Hecklinger Bauern betrieben Weinbau nachweislich am Kohler,
Bombacher Bauern am Blumberg, Fernecker Tal und Bohntal. Neben diesen sicher zu identifizierenden
Rebflächen finden sich im Güterbuch noch viele andere Weinanbauflächen, bei
denen eine Lokalisierung heutzutage nur schwer möglich ist. Sicherlich wurden große Teile des
Gebietes östlich von Kenzingen im Mittelalter für den Anbau von Wein genutzt.

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