Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
16. Jahrgang.1996
Seite: 22
(PDF, 45 MB)
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Tennenbacher Besitz in und bei Kenzingen

Zahlreiche Einträge zeugen von der günstigen Lage Kenzingens: Vor den Toren der Stadt eignete
sich das Land für den Anbau von Getreide; verbreitet waren Mischkulturen, z.B. Äcker
mit Obst- oder Nußbäumen. Gegen den kalten Ost- und Nordwind geschützt, luden Süd- und
Westhänge zum Pflanzen von Reben ein. In feuchten Gründen (in dem riet, in eschebruoch)
konnte das Vieh weiden. Waren in einem Jahr die Reben erfroren, gedieh das Getreide vielleicht
besonders gut; hatte die Elz Felder und Wiesen verwüstet (was Zenlin in bewegte Klagen
ausbrechen läßt), mochten die Nußbäume gut tragen und die Schweine dank eines reichen
Eckerit (Eichelmast) fett werden. Bei Bedarf konnte man das Land weiter ausbauen, die Nutzung
intensivieren, Sümpfe durch Entwässerung in Ackerland, dieses weiter in Garten umwandeln
, was Zenlin gerade auch für Kenzingen bezeugt. An einer Stelle läßt sich ein Steinbruch
anlegen; das Güterbuch hält fest, daß das Kloster ggf. ein Wegerecht geltend machen darf.
In der Stadt besaß Tennenbach Häuser (u.a. eine Hofstatt von 100 x 60 Fuß; 575/246), Scheunen
, Ställe und Trotte, Brotbank und Brunnen; von einem Teich heißt es: „nur wir dürfen in
ihm fischen" (596/255). Zenlin bringt manche topographische Einzelheiten folgender Art:
„Beim Wassertor, wo man zum Fluß Elz hinausgeht zur Brücke und zum Kloster Wonnental"
(Bi dem wasser tor, ubi exitur ad aquam Elza sive ad pontem et monasterium Wünental;
581/248), „an der ringmuren" 610/263). Tennenbach gehörten Liegenschaften in der Nähe
einer Kirche (St. Georg), Kapelle (St. Nikolaus) oder Brücke; die Bedeutung der Brunnen spiegelt
sich in der Tatsache, daß sie - auch auf dem Land - oft einen eigenen Namen tragen. Tennenbach
besaß zahlreiche gewerbliche Einrichtungen, in Kenzingen z.B. ein „badhus",
andernorts Mühlen, auch solche mit drei und fünf Rädern. Eine „Metzgergasse" kann auf hier
vorzugsweise ausgeübte Gewerbe deuten; darf man auch den Namen „Schelmengasse" wörtlich
nehmen?

Zur Umgebung: In dem mehrfach erwähnten Alt-Kenzingen gab es zur Zeit der Abfassung des
Güterbuches offensichtlich noch eine „vischergasse". Wenn es heißt „prope crucem", andernorts
„bi dem crüze", kann es sich um Kreuze handeln, die aufgerichtet wurden, um Schuld zu
sühnen oder um Grenzen zu markieren. Dem Archäologen sind Hinweise auf befestigte Plätze
willkommen; Zenlin unterscheidet zwischen „Burg" (z.B. Kenzingen; 590/252) und
„Castrum" (Festung; z.B. Lichteneck, 469/201). Von seinem weiten Horizont zeugt auch ein
Eintrag wie „ze hünen grebern" (Wolfenweiler, 1351/549); im 19./20. Jahrhundert wurden sie
als Gräber aus der Völkerwanderungszeit erkannt7 . Einzelne Bäume dienten zur Markierung
von Grenzen und allgemein zur Orientierung, z.B. in der Umgebung von Kenzingen „bi der
eiche" (597/255). Daß man vor 600 Jahren einen Blick für Größe und Pracht hatte, die ein
Baum entfalten kann, zumal wenn er ein hohes Alter erreicht, zeigt ein Eintrag wie „ze der
schönen eych" (906/381).

An dieser Stelle sei der eher seltene Eintrag „vacat" (liegt brach) erwähnt. Gemessen an seinen
Ressourcen war Europa zur Zeit der Aufzeichnung des Güterbuches vielleicht schon übervölkert8
; da mußte jedes Stück Land bewirtschaftet werden (wie in der Zeit der Weltkriege).
Die Große Pest (1348-1350) hat die Bevölkerung auch im Breisgau dezimiert; jetzt konnte man
Äcker wieder dem Wald überlassen oder auf günstigen Lagen Reben pflanzen. Fand sich kein
Pächter, mußte man ein „vacat" vermerken, vorzugsweise in Nachträgen.

Vor- und Nachteile von Streubesitz

Als das wertvollste Land längst verteilt und oft geteilt worden war, hatte Tennenbach mit dem
Erwerb von Liegenschaften begonnen; daher besaß es nur wenige zusammenhängende große
Parzellen, z.B. 100 Juchart „an eime stucke" in Langenbogen (683/287), nordwestlich von

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