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Das Sortenspektrum war noch nicht so differenziert wie heute. Alte Verzeichnisse führen in
Baden zwar 190 Rebsorten auf, aber unterschieden wurde hauptsächlich nach Weißem und
Rotem, also Elbling und Blauburgunder. Hinzu kamen noch einige Edelsorten. Schon in den
Rebstücken waren die Sorten meist nicht getrennt, folglich spricht vieles dafür, daß auch im
Bottich nicht immer von Sortenreinheit gesprochen werden konnte.
Im ersten Frühjahr konnte die WG 152.000 1 Wein einlagern und ausbauen. Ab dem Frühjahr
1935 sorgte Herr Mayer aus Kenzingen als vertraglich angestellter Weinverkäufer für die Vermarktung
. Er erhielt 10 % des Umsatzes als Provision. Ohne die spontane Mithilfe der Winzer
vor allem in den ersten Jahren wäre man kaum über die Runden gekommen. Es war eine
schwere Arbeit, alle angelieferten Trauben am selben Tag zu keltern und den Most ins Faß zu
bringen. Aber der Genossenschaftsgedanke war ausgeprägt, man erinnerte sich noch stark an
die schwierige Zeit zuvor. Der Stundenlohn betrug für den Kellermeister 25 und für die Hilfskräfte
17 Pfennige.
Der Staat gab zur Gründung der WG einen Zuschuß von 5.000,— RM. Der Verkaufserlös für
den Jahrgang 1934 betrug 33.136,— RM, wovon die Winzer für den Zentner 14,— RM in
Raten ausbezahlt bekamen.
In der Generalversammlung vom November 1935 gab es Neuwahlen, da Herr Probst aus der
WG ausgeschieden war. Vorstandsvorsitzender war nun Christian Zimmermann aus Tutschfel-
den, Vorsitzender des Aufsichtsrats Josef Welte aus Kenzingen. Durch Neuzugänge aus
Wagenstadt, Nordweil, Tutschfelden, Bleichheim, Broggingen und Hecklingen war die WG
stark gewachsen. Dadurch entstanden aber auch Probeme, da man in kurzer Zeit eine Größen-
Abb. 4: Wein- und Obstwerbung 1937. Kenzinger Poststempel auf einer Postkarte.
Ordnung erreicht hatte, bei der die Raumnot und, damit verbunden, finanzielle Engpässe immer
drohender wurden. Zur Stärkung der WG führte man die Vollablieferungspflicht ein. Wer diese
nicht einhielt, mußte mit einer Strafe in Höhe von 40 % der Nichtanlieferung rechnen. Diese
schwierige Zeit spiegelt sich auch im häufigen Wechsel der Funktionsträger. In der dritten
Generalversammlung wurde Bürgermeister Josef Kreth zum Vorsitzenden gewählt, der dieses
Amt bis 1950 innehatte. Vorsitzender des Aufsichtsrats war währenddessen Bürgermeister
Hirschbolz aus Hecklingen.
Der Beginn des Zweiten Weltkriegs machte die Aufbauarbeit dann fast ganz zunichte. Da viele
Winzer eingezogen wurden, lag die Hauptlast der Arbeit bei den Frauen, die mit den Kindern
und den wenigen Hilfskräften nicht alles bewältigen konnten. Manches Rebstück wurde ein
Opfer von Rebkrankheiten und verödete.
Bei der Generalversammlung von 1940, die über die vergangenen drei Jahre befinden sollte,
waren nur 35 Mitglieder zugegen. Auch der Kellermeister Emil Linemann mußte zum Militärdienst
, so daß die Kellerwirtschaft nahezu lahmgelegt war. So trotteten die Winzer die Trauben
zuhause und brachten den Traubenmost zum Keller, was ihnen vergütet wurde. Dabei herrsch-
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