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te absolute Abgabepflicht und Zwangsbewirtschaftung, die auch für die Landwirtschaft und
alle ihre Erzeugnisse galt. Dies blieb bis zum Kriegsende so, und es sind keine Aufzeichnungen
über den damaligen Geschäftsbetrieb vorhanden. So bleibt weitgehend offen, was damals
mit dem Wein geschah.
Nach dem Krieg verboten die Alliierten per Dekret die Genossenschaften und Vereine. Erst im
Jahre 1946 konnte die WG nach Aufhebung des Verbots wieder aktiviert werden. In der Generalversammlung
von 1946 wagte man einen Neubeginn. Am Tag der Währungsreform, dem 20.
Juni 1946, mußte eine Reichsmarkschlußbilanz erstellt werden. Die Bilanzsumme betrug
44.566,10 RM, in der Eröffnungsbilanz waren dies nach der Abwertung 5.718,40 DM. 1948
hatte die WG 68 Mitglieder mit einer Haftsumme von 34.000,— RM. Die Geschäftsanteile
wurden im Verhältnis 10:1 von 50 RM auf 5 DM neu festgesetzt, aber gleichzeitig zur Sicherstellung
der für den Geschäftsbetrieb erforderlichen Mittel auf 100 DM erhöht. Die Währungsreform
schuf die Voraussetzungen für eine Aufwärtsentwicklung auch im Weinbau.
Die Reben hatten während des Krieges durch mangelnde Pflege und Verwüstung sehr gelitten.
Außerdem hatte sich die Reblaus infolge fehlender Kontrolle und Bekämpfung stark ausgebreitet
. Eine Vernichtung der verseuchten Flächen hätte den Verlust eines Großteils der Reben
bedeutet und das Problem trotzdem nicht gelöst, so daß man sich für den Neuaufbau mit widerstandsfähigen
Pfropfreben entschied. Da das Rebgelände sehr stark parzelliert und zudem
schwer zugänglich war, wurden die Neuanlagen mit Pfropfreben zunächst auf den größeren
vorhanden Flächen angelegt oder aber diese Flächen wurden durch Flurbereinigungen neu
geschaffen. Die ersten Rebumlegungen im Bereich der WG mit Neugestaltung der Rebberge,
Wegführung und Wasserführung in Hecklingen, Tutschfelden und Wagenstadt trugen maßgeblich
zum Aufschwung der WG in den folgenden Jahren bei.
Im Jahre 1949 kamen Bürgermeister Andreas Eschbach aus
Hecklingen und Landwirt Valentin Kromer aus Kenzingen
neu in den Vorstand. 1950 wurde Herr Kromer zum Vorsitzenden
, Herr Eschbach zu seinem Stellvertreter gewählt.
Dieses schwierige Amt hatte Herr Kromer mit viel Engagement
für "seine Winzer" bis 1974 inne. Für seine großen Verdienste
ernannten ihn die Winzer wie auch Herrn Eschbach
zum Ehrenvorstand.
Altbürgermeister Josef Kreth, welcher zuvor, von 1937 bis
1950, die Geschicke der WG gelenkt hatte, trat 1950 als Vorsitzender
zurück. Ihm bleibt das Verdienst, die Genossenschaft
über die schweren Jahre hinweggerettet und am Leben
erhalten zu haben. In den 50er Jahren war der Zustrom zur
WG sehr stark, wodurch Platzprobleme enstanden. Von der
Sparkasse wurde das Anwesen Mayer zum Kauf angeboten, Abb. 5: Valentin Kormer (t),
aber es beweist den Weitblick der Verantwortlichen, daß man Vorstandsvorsitzender 1950-1974.
sich für einen Kellerneubau entschied, da das Anwesen von
der Kapazität her bald zu klein gewesen wäre. Die Stadt Kenzingen bot im Gewann Schützenallmend
einen großen Bauplatz zum Preis von 1,— DM pro qm an. Dieses günstige Angebot
wurde angenommen, Planung und Bauleitung übernahm der Architekt Otto Dieffenbacher aus
Kenzingen. Der 1955 begonnene Bau war schon 1956 fertiggestellt, so daß der 56er Herbst im
neuen Keller angenommen und ausgebaut werden konnte. Der Neubau bedeutete einen großen
Schritt nach vorn: die Arbeitsabläufe waren übersichtlicher, die Anlieferung für die Winzer
einfacher mit weniger Wartezeiten, die Arbeit des Kellermeisters wurde wesentlich erleichtert
und als Wichtigstes war die Lagerkapazität im Faßkeller nun ausreichend. Besonders auch für
den damaligen Geschäftsführer Karl Österle bedeutete der Kellerneubau und der Aufschwung
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