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Abb. 6: Ehemaliger WG-Keller, heute Traubenannahmestation.
der WG viel Arbeit, die er mit vollem Einsatz leistete. Die Baukosten betrugen 35.000,— DM
einschließlich Waage und Grundausstattung für die Kellerei. Diese mußte man fast ganz aus
Darlehen finanzieren, da die WG nach der Währungsreform kaum Rücklagen hatte. Hilfreich
war ein staatlicher Zuschuß, den man über das Landwirtschaftsamt Emmendingen beantragte.
Es gab Gelder für die Förderung der Landwirtschaft in den schwer kriegsgeschädigten
Gemeinden der ehemaligen "Roten Zone" im Regierungsbezirk Südbaden. Die Stadt Kenzin-
gen half mit der Bereitstellung des Baugrundstücks zu einem guten Preis, sie übernahm eine
selbstschuldnerische Bürgschaft von 10.000,— DM, lieferte das Bauholz gegen Stundung und
spätere Ratenzahlung und stellte schließlich die Steine unentgeltlich zur Verfügung, die beim
Abbruch des Anwesens "Üsenberger Hof anfielen.
Die frühen 50er Jahre brachten Frostschäden, so daß die WG froh sein konnte, daß sie über die
Runden kam. Um die laufenden Verpflichtungen erfüllen zu können, stellte sie einen Antrag
auf Beihilfe für Frostschäden sowie auf einen Zinsverbilligungszuschuß. Die Schwere der
Schäden zeigt die Einlagerung: sie betrug 1951 651 hl, 1952 326 hl und 1953 noch 93 hl,
obwohl in einigen Gemeinden neue, auf dem „badischen Drahtrahmen" umgestellte Anlagen
in Ertrag gekommen waren.
In den folgenden Jahren waren viele Gemeinden bestrebt, eine eigene WG zu gründen. Dies
war erst möglich durch die "Zentralkellerei Badischer Winzergenossenschaften (ZBW)"1 in
Breisach, die aus der "Zentralkellerei Kaiserstühler Winzergenossenschaften" hervorging. Eine
eigene Kellerwirtschaft brauchte man nicht mehr, das Aufgabengebiet der WG beschränkte
sich auf die Erfassung des Traubengutes und den Transport nach Breisach. Aus der damaligen
Marktsituation war dies sinnvoll, da Badischer Wein sehr gefragt war. Eigene teure Kellereinrichtungen
waren somit nicht nötig, die Erfassung auf Ortsebene für die Winzer wegen der kürzeren
Wege günstiger und schließlich konnte der Markt mit großen Mengen in gleicher Qualität
bedient werden. Die WG beschloß die Völlablieferung an die ZBW zum 1. Juli 1964.
1 Die ZBW wurde im Februar 1989 in Badischer Winzerkeller (BWK) umbenannt.
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