http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/pforte-1996-16/0152
Der Weinlehrpfad im Flurbereinigungsverfahren Hummelberg
- ein Spiegel der Weinbauentwicklung
von Heinz Frisch
Der Text des Weinbaulehrpfades wurde 1975 geschrieben, eine Fortschreibung des Textes
wurde bisher nicht vorgenommen. Seit der Errichtung des Weinlehrpfades sind also etwa 20
Jahre vergangen und in der Landwirtschaft sowie im Weinbau haben sich gewaltige Veränderungen
ergeben, verursacht einerseits durch die Europäische Gemeinschaft, andererseits durch
Veränderungen im Verbraucherverhalten.
Deshalb stimmt der Text auf den Tafeln nicht mehr ganz mit den heutigen Gegebenheiten überein
. Nachfolgend der Text, wie er heute lauten sollte.
Tafel Nr. 1 - Weinlehrpfad
Würde man den Text dieser Tafel heute schreiben, so müßte man im dritten Absatz hinter „örtliche
Winzergenossenschaft" auch die Weingüter und andere Selbstvermarkter nennen.
Zur Zeit des Aufbaus des Weinlehrpfades hatten die Weingüter und die Besenwirtschaften in
der hiesigen Raumschaft keine, oder höchstens nur eine untergeordnete wirtschaftliche Bedeutung
. Zwischenzeitlich haben einige hauptberufliche Landwirte und Winzer durch hohe Investitionen
die Möglichkeit geschaffen, ihr selbst erzeugtes Traubengut im eigenen Betrieb zu
keltern, den Wein einzulagern, ihn von der Hefe zu ziehen und abzufüllen.
Wir müssen unterscheiden zwischen Betrieben, die ihren Wein bei der Qualitätsweinprüfstelle
anstellen und prüfen lassen und wenn er die Qualitätsweinprüfung bestanden hat, ihn auch als
Qualitätswein verkaufen dürfen und solchen Betrieben, die ihren Wein keiner Qualitätsweinprüfung
unterziehen und den Wein deshalb nicht als Qualitätswein verkaufen dürfen.
Tafel Nr. 2 - Winzergenossenschaft
Die Winzergenossenschaft hat ihren Namen geändert, sie heißt nicht mehr Winzergenossenschaft
Kenzingen und Umgebung, sondern Winzergenossenschaft Kenzingen-Hecklingen-
Bombach. Dies sind die weinbautreibenden Orte, deren Winzer sich zu dieser Genossenschaft
zusammengeschlossen haben. Die Wirtschaftlichkeit des Weinbaues ist, wie die meisten landwirtschaftlichen
Betriebszweige, stark rückläufig. Ältere Winzerinnen und Winzer betreiben
den Weinbau noch als kleinen Nebenerwerb. Eine junge nachwachsende Generation fehlt ganz.
Nur noch wenige Menschen sind bereit, bei Hitze, Kälte, Regen und Wind die oftmals schwere
Weinbauarbeit zu einem Stundenlohn von DM 0,0 bis höchstens DM 10,- (Brutto) zu verrichten
. Deshalb ist die Zahl der Haupt- und Nebenerwerbswinzer von 300 auf 285 gesunken.
Die jährliche Traubenerfassung durch die Winzergenossenschaft hat sich von 2,5 Mio. Kilogramm
Trauben auf 1,2 Mio. halbiert, weil die Reben durch das fortschreitende Alter nicht
mehr die Ertragsfreudigkeit haben wie Jungreben und weil durch die gesetzliche Hektarhöchstertragregelung
in Baden nicht mehr als 90 Ltr. je ar Wein geerntet werden dürfen. Zudem
wurde im Erfassungsbereich des Badischen Winzerkellers eine freiwillige Hektarhöchster-
tragsregelung eingeführt, die unterhalb der gesetzlichen Höchstertragsregelung von 90 Ltr. je
ar liegt.
Weiterhin werden heute mehr Trauben dem Handel angeliefert und es sind etwa ein Dutzend
Selbstvermarkter entstanden. Die Sortenvielfalt ist etwas rückläufig, weil die Anpflanzung der
Sorte Gutedel dem Bereich der Markgrafschaft vorbehalten ist und die Sorte Muskat-Ottonel
nicht den Erwartungen der Winzer und der Kunden entspricht. Dafür haben sich der Blaue
Spätburgunder, der Weiße Burgunder, der Ruländer am Markt gut behauptet und ihre Stellung
innerhalb der Sortenvielfalt noch weiter gefestigt. Die Lagennamen wie Hummelberg, Schloßberg
und Sommerhalde wurde durch die Lage „Roter Berg" ergänzt.
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