Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
17. Jahrgang.1997
Seite: 24
(PDF, 31 MB)
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3. Weinkeller

Im Hohen Lied führt der Bräutigam die Braut in den Weinkeller ["in Cellam vinarium"].
Nach dem ursprünglichen Sinn der Bibelworte ist der Weinkeller wohl Symbol der von der
Gott suchenden Seele empfangenen Liebe.

Aber nicht nur die Einzelseele, sondern die Kirche des Alten Testamentes und Neuen Testamentes
ist nach Origenes (um 185-253/254 n.Chr.) in den Weinkeller des Sponsus eingeladen,
um beim himmlischen Gastmahl den Freudenwein der "Vitis vindemiata" zu genießen. In
diesen Weinkeller Kirche werden nach Zeno von Verona die Neugetauften aufgenommen und
nach Hrabanus Maurus empfangen, wie dort in der Betrachtung die inneren Freuden.

Der Mystiker Konrad von Wallhausen (gest. 1369) wendet die Bibelstelle auf das Herz Jesu
an, in dem man trunken wird von ewiger Freude (Herz-Jesu-Verehrung im deutschen Mittelalter
), anderen mittelalterlichen Theologen ist die "Cella vinaria" die Heilige Kommunion.
Auf der mystischen Kelter läßt ein König ein Faß in den Keller hinab und spricht:

"Introduxit me in cellam vinarium. "
[ "Er führte mich in den Weinkeller. "]

Zugleich sprechen Geistliche daneben mit Gefäßen in Händen:

"Calicem salutavis accipiam et nomen Domini invocabo. "

["Den heilbringenden Kelch werde ich empfangen und den Namen des Herrn anrufen. "]

Auf einem Holzschnitt steht das Kreuz mit Christus auf einem Faß, und aus den zwei Spundlöchern
entquellen Weinstrahlen, die sich links auf Mönche, rechts auf andere Menschen ergießen
. Die Schrift daneben lautet:

"Introduxit me rex in cellam vinariam et ordinavit in me caritatem filiae fulcire meflori-
bus quia amore langueo. "

["Der König führte mich in den Weinkeller und befahl mir, daß ich die Liebe zu seiner
Tochter (der Kirche) durch Blumen bewahren soll, weil ich vor Liebe schwach bin. "]

Auf einer Miniatur zum Hohen Lied um 1400 reicht Christus im Weinkeller der neben ihm
sitzenden Sponsa einen Kelch mit der Geisttaube darüber und spricht:

"Fauvus distillans labia tua mel et lac sub lingua tua, odor vestimentorum tuorum. "
["Träufelnde Waben auf Deinen Lippen, Honig und Milch unter Deiner Zunge, Duft auf
Deinen Gewändern."]

Im Bildabschnitt rechts daneben zapft ein Engel aus einem Faß in eine Kanne Wein und dahinter
stehen drei Jungfrauen mit dem Schriftband:

"Comedi favum cum melle meu bibi vinum meum cum lade meo. "

["Die Wabe mit Honig habe ich gegessen und ich habe meinen Wein mit meiner Milch
getrunken."]

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