Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
17. Jahrgang.1997
Seite: 33
(PDF, 31 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/pforte-1997-17/0035
Abb. 30: St. Urban, Winzer-Schutzpatron, Holzplastik
um 1700, Brömserburg-Museum, Rüdesheim
a. Rh.

Abb. 31: Der heilige Otmar. Miniatur um 1430 in
der Otmars-Vita der Stiftungsbibliothek St. Gallen.

Im 12. Jahrhundert wird St. Otmar (Abb. 31) noch ganz allgemein als Abt gezeigt, im einfachen
Mönchsgewand mit Krummstab. Später wurden Pontifikalien beigefügt und dem Heiligen
gelegentlich auch das Regelbuch in die noch freie Hand gegeben. Das unterschied ihn
aber nicht von der immer größer werdenden Schar heiliger Äbte, weshalb man ihm außer den
allgemeinen Attributen auch ein individuelles Kennzeichen zu verleihen bemüht war. Erstmals
scheint ihm im 13. Jahrhundert eine Art Pilgerfläschchen beigegeben worden zu sein. Im
15. Jahrhundert war es dann ein Fäßchen, das neben ihn gestellt oder noch häufiger ihm in die
Hand gelegt bzw. an den Arm gehängt wurde. Bei diesem Fäßchen handelt es sich um das typische
Attribut von St. Otmar, das Weinlägel, oder wie man sich im Barockzeitalter freudig
damit beschäftigte, "Sankt Othmars Legelin".

Sein Attribut holt man sich aus der von Gozbert um 830 verfaßten und von Walahfried wenige
Jahre später überarbeiteten Vita Sancti Otmari; aus einer Szene, die sich zehn Jahre nach
seinem Tod - um 769/770 - zugetragen hat: die Überführung des Otmar-Leibes auf dem Bodensee
.

Das Attribut wurde also dem Wunderbericht der Legende entnommen. Wunderberichte waren
für das Mittelalter spektakulärer als die schlichten, oft dürftigen Lebensberichte. Das Weinlägel
steht demnach in einem sehr losen oder wie hier in gar keinem Zusammenhang mit dem
wirklichen Leben und Wirken der historischen Persönlichkeit.

Schluß

Wie eingangs schon erwähnt, existiert eine große Vielfalt der Symbolsprache, die hier aus
Platzgründen nur beispielhaft dargestellt werden kann.

Die Beispiele zeigen sehr schön, wie sich die Veränderung von Wein(-symbol) und christlicher
Ikonographie durch die gesamte Kunstgeschichte und in allen Stilformen bis heute weiterentwickelt
hat. Eine Reihe sehr gelungener Exempel für die Moderne sind in diesem Zusammenhang
u. a. in der Bildhauerkunst von Hubert Bernhard (Titelbild) zu finden und allenthalben
zu besichtigen. Man muß sich nur umsehen!

33


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/pforte-1997-17/0035