Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
17. Jahrgang.1997
Seite: 38
(PDF, 31 MB)
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Geisteswelt näherzubringen: „Bakchos der Herr hat geweint, der Sterblichen Tränen zu stillen
." - Besonders nah blieb ihm stets Piatons „Gastmahl" - das griechische Wort Symposion
heißt wörtlich etwa "gemeinsamer Umtrunk" -, und an Abenden beim Wein, die von philosophischer
Lesung oder geistigem Gespräch mit Partnern erfüllt waren, sprach er Hölderlins Erinnerung
an Sokrates: „Ein Weiser aber vermocht es / vom Mittag bis in die Mitternacht, /
und bis der Morgen erglänzte, / beim Gastmahl helle zu bleiben." In den Kriegs- und Nachkriegsjahren
bis 1950 wurden nämlich im „Freiburger Kreis", über den hier nicht zu berichten
ist, philosophische Texte gelesen und besprochen, wobei Ochsner, vom Gedanken und
vom Wein froh gestimmt, oft zu erhellenden Erläuterungen und Weiterführungen fand. So
ebenfalls im Zwiegespräch, wenn nur zwei Gläser das Licht zwischen ihm und seinem Gesprächspartner
sammelten.

„Der Wein war gut und wurde immer besser, die Gespräche kamen aus der Wesentlichkeit
und Einheit der Herzen und nicht aus der Bedeutsamkeit der Themen," so heißt es in einem
seiner Briefe von 1949. In verwandter Getragenheit vom Geistgespräch und Wein durfte er
vom „Sacramentum Dionysi" und seiner „lösenden Kraft" sprechen; ein Wort, das Unvorbereitete
ihm nicht entlockt hätten - öfteres Zusammensein mit ihm bereitete aber das Verständnis
vor. Doch auch in der Trennung von Freunden hätte es ihm gutgetan, als verbindenden
Mittler Wein zu senden, im Wissen, daß die Empfänger ihn zu einer ähnlichen, vom „Dionysos
" gewährten „Fröhlichkeit des Herzens" getrunken hätten wie er selbst: „Es ist so traurig,
daß ich Ihnen meine besten und herzlichsten Wünsche nicht durch das kostbare Medium eines
blumigen Kaiserstühler Weines aussprechen kann. "

Rebenladschaft in Kenzingen.

Der „neue Süße" oder der „Federweiße" zogen ihn kaum an. Er bevorzugte die Gutedel, Silvaner
, Weißherbste und Spätburgunder; schon der Müller-Thurgau war ihm zuweilen eine zu
junge Züchtung. Die Weine der douce France, zunächst etwa ein elsässer Riesling, dann gute
Burgunder- und Bordeaux-Lagen, manchen Winter viel Chäteauneuf-du-Pape, wurden als
willkommene Gäste gewürdigt. Gewohnheitsmäßig neigte er leichten Weinen zu, die Geist
und Herz beflügelten, ohne die Nerven zu belasten. Er trank nie rasch, das edle Gwächs wollte
seine Beschwingung ja erst entfalten, es wollte nicht überstürzt werden. Er folgte dem Satz:
„Sürpfle muesch, nit suffe." Hier galt auch das bekannte, vielerprobte Wort: „Der Wein
stärkt, was er vorfindet, er macht die Klugen klüger.... " (der Leser kennt die Ergänzung!).
Das haben seine Freunde immer wieder erlebt. Denn bei guten Gesprächen unter der Begleitung
des Weins blühte er auf, er überwand die Schwermut, die ihn aus seinem Leiden an den

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