Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
17. Jahrgang.1997
Seite: 46
(PDF, 31 MB)
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Goethe, dem bekanntlich zu allem etwas einfällt, bekennt seinem Vertrauten Eckermann bei
einem Gläschen Rheinwein am 11. März 1828:

Ich war in meinem Leben sehr oft in dem Fall, bei gewissen komplizierten Zustünden zu
keinem rechten Entschluß kommen zu können. Trank ich aber in solchen Fällen einige
Gläser Wein, so war mir sogleich klar, was zu tun sei....

Das hat gewi!3 auch Franz Schubert an sich erfahren. Für Menschen dieser schöpferischen Potenz
war zu jener Zeit das Wirtshaus konstitutiv. Wichtige Momente seines Lebens spielen
sich in Weinschenken oder Kaffeehäusern ab. Bei den sogenannten "Schubertiaden" trifft
man sich zum Musizieren, Tanzen, Vorlesen und Debattieren. Dort steht das Klavier, das er
zu Hause oft nicht hat. Der Komponist kann neue Arbeiten ausprobieren. Nicht nur der Wein
erhitzt die Gemüter, sondern auch musikalische Geistesblitze inspirieren den genialen Musensohn
und Goetheverehrer. Dem oft gehemmten Schubert und seinen Freunden löst der Tokay-
er Geist und Zunge. Ernst Heimeran, der Verleger und passionierte Quartettspieler, empfiehlt
gar seinen Kollegen, zu jeder Musik den passenden Wein zu kosten; zu Beethoven einen
schweren Burgunder und zu Mozart den spritzigen Riesling.

Sogar der geistliche Vater Augustinus (354-430 n.Chr.) verspürte diese produktivmachenden
Kräfte:

Wein erfrischt matte Kräfte, Traurigkeit scheucht er, alle Müdigkeit der Seele verjagt er,
und den Freunden entfacht er die Lust am Gespräch.

Ein Kritikus und Pessimist wie Wilhelm Busch (1832-1908) bringt es schließlich ironisch auf
den Punkt:

Man trinkt ganz, gerne dann und wann,
soviel man eben trinken kann.

Enthaltsamkeit ist das Vergnügen
an Sachen, welche wir nicht kriegen.

Mit einem Vers des schwäbischen Dichters Justinus Kerner (1786-1862), der dem Ergebnis
seiner Versuche, der eigenen Rebkreuzung Trollinger x Riesling seinen Namen gab, runden
wir diese literarische Exkursion ab:

Ein gutes Buch, ein Glas voll Wein,
so läßt's sich herrlich einsam sein.

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