Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
17. Jahrgang.1997
Seite: 114
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druck und der Traube im Mund soll nicht - wie vielfach angenommen wird - die Weinbeeren
zupfen und essen (schlucken), sondern stellt eigentlich den herbstlichen Frühnebel dar, der die
noch grüne und harte Haut der Weinbeeren zusammen mit der Herbstsonne weichbeißt. Diese
Herbstnebel werden im Volksmund als Drübelbisser bezeichnet. Das lachende Gesicht der
Maske soll einerseits die Sonne darstellen, andererseits aber auch die Vorfreude auf eine gute
Reben- und Weinqualität ausdrücken. Dem Drübelbisser zur Seite steht der Drübel, von dem
die Zunft ja den Namen hat. Auch er ist ein Narrentyp mit einem heiteren Wesen und in der
Kleidung dem Drübelbisser sehr ähnlich. Er ist der Narr, der am Schmutzige Dunnschtig von
Haus zu Haus geht, an Türen und Fenster klopft und den Menschen die Fasnacht ansagt, so
wie es mancherorts durch das Fasnachtsrufen geschieht. Er klopft mit einem Rebstock, der
ähnlich einem Narrenzepter ist, und sagt die Fasnacht mit einem Vers an. Als rein weibliche
Figur der Zunft sind nun die Räbeheftere zu erwähnen. Unter dieser Figur verbergen sich ausschließlich
Frauen. Sie kümmern sich auch um den närrischen Nachwuchs, der nach den
blühenden Reben Drübelsome heißt. Der älteste maskentragende Narrentyp der Isteiner Fasnacht
ist der Rebbammert. So wie der Rebbammert im Rebberg die reifenden Trauben hütet,
so wacht der fasnächtliche Rebbammert über das Brauchtum der Dorffasnacht. Er ist sozusagen
eine Symbolfigur der Isteiner Drübel. Derzeit gibt es sechs. Unter dieser Maske, die
gütig-wissend und verschmitzt lächelt, trotz Tabakspfeife im Mund, verbergen sich ausgesuchte
, von der Zunftversammlung gewählte Narren, die sich um das Brauchtum verdient gemacht
haben. Eine besondere Figur der Isteiner Fasnacht ist der ohne Maske auftretende Chü-
fer (Kellermeister). In diesem Häs treten die noch aktiven Ehrenmitglieder auf. Dem Chüfer
stehen die Faßputzer-Buebe zur Seite. Mit ihren Faßbürsten wurden an Umzügen bereits unzählige
Frisuren der zuschauenden Damenwelt umgewandelt. Die weibliche Jugend ist im
Häs der Räbblätter gekleidet. Sie begleiten an Umzügen den Zunftmeister, wie vielerorts Pagen
oder ähnliche Gruppen, unterstehen aber immer der Aufsicht einer Zunftmeisterin, die als
Eigenheit in der Zunft aus den Reihen der Räbeheftere gewählt wird. Derzeit zählt die Narrenzunft
Isteiner Drübel über 50 aktive Narren und 20 Kinder (Drübelsome), was im Vergleich
zur Ortsgröße von 1218 Einwohnern recht ansehnlich ist.

Seit 1281 wurde der Weiler Jugend von den Klingenthaler Frauen (Basler Nonnen) gestattet,
um die Fasnachtszeit 12 Holzwellen im Klosterwald zurechtzumachen. 1551 beschwerte sich
der Rat von Basel beim Rötteler Landvogt umsonst darüber, daß die Weiler Holz zum Fasnachtsfeuer
geholt hätten. So wurde weiterhin jedes Jahr am Sonntag Invokavit ein mächtiges
Fasnachtsfüür abgebrannt. In Weil herrschte an diesem Tage immer großes Maskentreiben.
Ein Redner mit der Schelle des Dorfbüttels stand in einer Rebbütte auf einem Pritschenwagen
und verlas die Begebenheiten des vergangenen Jahres. Diese Traditionsfigur tritt heute noch
im Zunftabendprogramm auf. Die seit 1927 wirkende Narrenzunft mit dem heutigen Namen
Wiler Zipfel bezieht auch heute noch den alten Brauch des Funken- oder Fasnachtsfeuers und
des Scheibenschlagens mit in die Fasnacht ein. Im Laufe des Jahres haben sich eine Vielzahl
von Cliquen der Zunft angeschlossen, u.a. die Räbschlurbi.

Das rheinaufwärts von Basel gelegene Grenzach hat seine fasnächtliche Gliederung nach der
Basler Cliquenform vollzogen. Im Jahre 1959 wurde dort die Narrenzunft Dängeligeist gegründet
. Hinzu kam 1961 die Rebberg-Clique. Sie symbolisiert den infolge der zunehmenden
Industrialisierung zurückgehenden Rebanbau. Das Häs stellt unverkennbar einen Rebstock
mit Trauben dar. Über der Brust befindet sich ein Band mit der aus Pailletten gestickten Aufschrift
: „Rebberg geschlossen". Zur Zeit zählt die Clique, die bis jetzt nur aus weiblichen
Mitgliedern besteht, 14 Reben.

In Bohlingen (Singen) war bis in die neuere Zeit hinein der Rebbau am Südhang des Galgenbergs
bedeutsam. Bereits um 773 läßt sich in Bohlingen mit einiger Sicherheit der Weinbau
nachweisen. Wie Nachforschungen von Seiten der Zunft ergaben, wurden der Trubehüeter
(Traubenhüter) schon sehr früh eingesetzt und die Traubenhut gegen Bezahlung aus der Ge-

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