Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
17. Jahrgang.1997
Seite: 120
(PDF, 31 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/pforte-1997-17/0122
Der rückwärtige Teil des Baumes hat beiderseits ausgesparte, erhöhte Backen, welche verhindern
, daß sich der Baum beim Auf- und Abwärtsbewegen nach rückwärts verschiebt. Wir wissen
, daß sich für den Hauptteil der Torkel wegen seiner Schwere und Haltbarkeit Eichenholz
besonders bewährt hat. Aber auch gut gewachsenes Holz aus Lärchen- und Nußbaumstämmen
wurde zu Torkelholz verarbeitet.

Während die Zangen am Baumkopf ein Verschieben des schweren Torkelbaumes verhindern,
läuft eine starke Holzschraube frei durch den Schlitz des Torkelbaumes (Abb. 4) und läßt sich
an der aufgesetzten Sattelmutter auf- und niederschrauben. Diese „Spindel", die über 40 Gewindegänge
aufweist und mit dem Gegengewindeteil - Mutterstück - als Schraube wirksam
wird, zählt mit zum handwerklich schwierigsten, ja kunstvollsten Hauptteil. Fürwahr, die Torkelbauer
waren große Meister und Könner, und in verschiedenen Schriften liest man sogar
von Torkelbauzünften. Denken wir auch einmal zurück, ehe ein vollendetes Werk eines Torkelbaumes
in Funktion trat. Allein die Auswahl der Torkelbäume bedurfte fachlicher Entscheidung
, die am Standort ihres Wuchses getroffen werden mußte. Besonders zu beachten
war so der Gesundheitszustand des Stammes, Geradwüchsigkeit, trocken gewachsen, d.h. eng
gewachsene Jahresringe, die Länge und nicht zuletzt der Umfang. Verbunden und verankert
ist die Spindel mit dem in der „Schragengrube" quer verzapften „Schrägen", der ebenso als
eine Schraube wirksam wird (Abb. 3). Der mit zwei tonnenschweren „Spindelsteinen" belastete
Schrägen wirkt als Halt und Gewicht für den beim Pressen entstehenden Gegenzug.
Spindel und Stein sind also miteinander verbunden, daß die Spindel sich frei bewegen kann,
ohne daß der Stein die Drehungen derselben mitmachen muß. An dem Preßbiet ist der Mostablauf
.

Das Torkeln

heißt das Abpressen des Mostes aus derTraubenmaische mit Hilfe der Torkel. Torkeln ist eine
mühevolle Arbeit. Bevor das Preßgut auf das Biet getragen wird, muß der Torkelbaum angehoben
werden. Mit Hilfe der Deichsel drehen Torkelknechte die Spindel, die ein Normalgewinde
hat, das von rechts nach links läuft. Zwei Männer umfassen die Deichsel und gehen mit
ihr rechts im Kreise herum. Das Torkelgestühl ächzt und knarrt, und langsam hebt sich das
Vorderteil des mächtigen Preßbaumes, währenddessen der Torkelstein in seiner Lage bleibt.
Jetzt wird das Preßgut „aufgetragen". In älterer Zeit wurden die Weintrauben zunächst mit
bloßen Füßen ausgetreten bzw. mit Mosterkolben zerstoßen und kamen dann auf die Kelter.
Sobald der „Tresterstock" genügend hoch ist, wird seine Oberfläche geebnet und die Hölzer
aufgelegt. Diese Hölzer bestehen aus einer Anzahl Bretter sowie Bohlen und Balken, die sich
auf dem Stock einen guten Halt geben. Zum Schluß werden die Torkelklötze bis knapp unter
den Torkelbaum geschichtet, um den Druck desselben gleichmäßig auf das Preßgut zu übertragen
.

Jetzt beginnt das Torkeln. Zwei Männer begeben sich nun wiederum an die Deichsel, um die
Spindel jetzt in entgegengesetzter Richtung zu drehen, wodurch der Torkelbaum mit seinem
Eigengewicht auf die Traubenmaische herabdrückt. Aber erst die mit der Spindel gekoppelten
Torkel vermögen den Druck des Preßbaumes auf den Tresterstock genügend zu erhöhen. Bei
entsprechendem Gegenzug werden dann die Torkel-Steine aus der Schragengrube gezogen.
Diese Last drückt den Tresterstock immer mehr zusammen, der Torkelbaum mit dem anhängenden
Stein sinkt allmählich tiefer und der ausgepreßte Most rinnt über ein Weidensieb -
Kernfang - in eine „Stande" - Holzbottich -, die vor dem Bett in der eingemauerten "Stan-
dengrube" aufgestellt ist. So übt das Preßwerk selbsttätig einen stets gleichmäßigen Druck
aus, von welchem allerdings die Außenflächen des Tresterstockes etwas weniger berührt werden
als die Mitte desselben. Der Torkelbaum wird dann wieder in die Höhe getrieben und der

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