http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/pforte-1997-17/0126
Im Oktober 1648 (Westfälischer Frieden) wird das Kloster Alpirsbach mit Nordweil dem Herzog
von Württemberg zugesprochen. Von dieser Zeit bis 1806 gehörte Nordweil mit dem
Meierhof zum Oberamt Alpirsbach und somit dem Herzog von Württemberg. Dadurch war
Nordweil eine württembergische Exklave im vorderösterreichischen Breisgau. Als sich die
Gegend um die Mitte des 18. Jahrhunderts einer längeren Friedenszeit erfreute, standen bald
die nötigen Gebäude wieder vollständig und wurden wieder von einem Hofmeier verwaltet.
Diese Hofmeier konnte man im Herbst auch als Torkelmeister bezeichnen.
Eine Vorstellung vom Ausmaß des Gebäudeareals erhalten wir aus der Zeit, als die Klöster
und Herrschaften 1806 dem badischen Staat zufielen. Mit Aufhebung des Zehnten wurden die
Gebäude und Trotten versteigert und abgebrochen, da der badische Staat keine Verwendung
für die Gebäude hatte.
Folgende Gebäude standen auf dem Areal in der Steingasse an der Stelle des heutigen Schulhauses
:
1 Torbogen mit Turmhaus und Pranger (1875 abgebrochen)
1 Wohngebäude (Meier, Verwalter, Torkelmeister, später in Schulhaus umgebaut, abgebrochen 1911)
1 Herrschaftskeller mit Zehntscheuer
1 Futterscheuer
1 altes Trotthaus mit 4 Trotten
1 neues Trotthaus mit 4 Trotten
1 Backhaus und Metzig
1 Wagenschopf und Schweineställe
1 Wirtschaft (Gemeindestube) mit Salzhäuslein und Salzhandel
Erhalten sind noch:
Ein Wappen (Alpirsbach und Nordweil) von der Wirtschaft mit der Jahreszahl 1588 (heute am Rathaus
in Nordweil);
Renteigebäude von 1576 (Bernhard Frank);
ehem. Alpirsbacher Hof 1569 (Alois Welte) und
Grenzsteine mit dem „Abtsstab" (Abb. 6).
Da der Weinbau in Nordweil und Umgebung auch mit den neuen Landesherren (Großherzogtum
Baden) weiterblühte, waren die acht Trotten des Meierhofes ein begehrtes Objekt. Da in
Nordweil schon früher private Trotten standen, ist anzunehmen, daß ein Teil nach auswärts
verkauft wurden. Sicher ist, daß die größte Trotte des Meierhofes in das Elternhaus von Pfarrer
Fridolin Götz (heute Dorer) wechselte.
Mit diesen Trotten wurde bis zur Jahrhundertwende der gesamte Herbst getrottet. Mit dem
Aufkommen der eisernen Spindelpressen um die Jahrhundertwende wurden die alten Baumtrotten
immer mehr verdrängt. Die Eichbäume konnte man gut verkaufen und sie nahmen viel
Platz weg. Die oben beschriebene Torkel mißt z.B. 7,30 m Länge, 1,70 m Breite und 3,70 m
Spindelhöhe.
Bis 1920 waren in Nordweil folgende Baumtrotten vorhanden:
1 Haus Alfred Schätzle d. Bertold (heute abgebrochen);
2. Haus Franz Josef Buselmeier;
3. Haus Lothar Frank;
4. Elternhaus Pfarrer Fridolin Götz - Trotthaus = heutiger Schuppen neben Haus Dorer, Hochwald-
str. 11 (Abb. 7), stammt aus dem Klosterhof "Meier - oder Kägershof' und war die größte Baumtrotte
im Dorf.
5. Oswald Götz (heute Familie Götz, Am Kirchberg 2), seit der Jahrhundertwende nur noch als Ölpresse
benützt. Diese Baumtrotte ist als einzige der historischen Nordweiler Trotten erhalten und
steht heute bei der Winzergenossenschaft in Bickensohl (Kaiserstuhl) und Alois Welte im
Oberdorf.
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