Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
17. Jahrgang.1997
Seite: 135
(PDF, 31 MB)
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der Großvater war nicht Küfermeister gewesen, als er um 1890 den Handwerksbetrieb in
Nordweil gründete. Das Geschäft florierte zu dieser Zeit, jeder wollte sein eigenes Fäßchen
im Keller haben, vor allem nach den Erfahrungen der schlechten Jahre im und nach dem Ersten
Weltkrieg. Nachdem Johann aus dem Krieg zurückgekehrt war, heiratete er Ende der
20er Jahre Rosa Blattmann. Von den vier Kindern wurden wieder zwei Küfer, Erhart Holzküfer
, der Bruder Gottfried Weinküfer. Die Kinder wuchsen in dem Anfang der 20er Jahre erbauten
Haus auf, in welchem sich noch heute die Werkstatt befindet. Darin baute Hensle auch
sein Meisterstück, ein ovales Faß mit 620 Litern Inhalt. Die Bauweise unterschied sich nicht
wesentlich von der in der alten Küferordnung beschriebenen, denn er mußte das ganze Faß
vollkommen von Hand machen, ohne Hilfe von Maschinen. Zwei Wochen arbeitete er an dem
Meisterstück, das heute noch seinen Keller ziert. Ein Jahr später holten sich die angehenden
Küfermeister nicht mehr so viele Schwielen, denn ab 1959 durften Maschinen zur Herstellung
verwendet werden (Abb. 1).

Ein Familienbetrieb

1959 übernahm Erhart die Küferei vom Vater,
ein Jahr später heiratete er Lioba Wacker. Sie
hat eine kaufmännische Lehre gemacht, die
ihrem Mann nun sehr zugute kam, denn sie
übernahm unter anderem die Buchhaltung des
Betriebs. Ihr Arbeitspensum war - sprichwörtlich
gesagt - immer "ein Faß ohne Boden", denn
neben der Erziehung der vier Kinder, zwei Söhne
und zwei Töchter, pflegte Frau Hensle ihre
Schwiegereltern, kümmerte sich um den
gelähmten Schwager und half ihrem Mann in
den Reben. Knapp ein Hektar wird von ihnen
angebaut und zwar die Rebsorten Müller-Thur-
gau, Kerner, Spätburgunder und Gewürztrami-
ner. Versuchsweise und als Haustrunk reift der
Spätburgunder inzwischen in Barriques und ist
wegen seiner erlesenen Qulität, seines Duftes
und Aromas4 von der ganzen Familie heiß begehrt
.

Vater Johann Hensle hatte früher den Wein des
Dorfes im Rahmen einer Kommissionstätigkeit
für verschiedene Weinhändler aufgekauft. Heute
werden die Trauben größtenteils in die Winzereigenossenschaft
nach Breisach geliefert. Die
Winzer oder Weinküfer müssen sich heute auch
nach der Decke strecken, denn von sechs Hektar
Reben kann eine Familie bereits nicht mehr leben
. Erst ab zwölf Hektar kann auf Zusatzverdienst
verzichtet werden.

Während die Trauben in die Winzergenossenschaft
nach Breisach geliefert werden, verwertet
Erhart Hensle weitere Rohstoffe wie Pflaumen, Kirschen, Mirabellen, "Zibertle" (sogenannte
Zypernpflaume), Kernobst und Weinhefe zum Schnapsbrennen, denn die Bauern der Umgebung
liefern ihm Obst in Hülle und Fülle. Der größte Teil davon geht zur Firma Schladerer,
die daraus unter anderem das feine Kirschwasser und den Himbeergeist herstellt. Die Kir-

Abb. 1:

Um 1968 verfertigte Erhart Hensle dieses
2000-Liter-Faß, welches nach
Bickensohl geliefert wurde. Eine besondere
Fertigkeit verlangt die ovale
Form des Fasses. Dadurch können
Weinfässer platzsparender als runde
Fässer im Keller gelagert werden.

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