Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
17. Jahrgang.1997
Seite: 136
(PDF, 31 MB)
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sehen und Pflaumen, Mirabellen und Williamsbirnen werden aber auch im Haus gebrannt in
einem kupfernen Destillierofen. Wie schon seit Jahrhunderten liegt das Brennrecht auf dem
Haus und Hensle hatte das Glück, zu seinem eigenen Brennrecht noch das auf dem Haus seines
Vaters liegende erben zu können. Heute würden die Erben allerdings nur noch ein, nicht
mehr zwei Brennrechte erhalten. Damit hat der Küfermeister ein Kontingent von zweimal 300
Liter hunterprozentigem Weingeist jährlich, welcher schließlich das Doppelte an fünfzigpro-
zentigem Schnaps ergibt. Ein Bauer darf nur 50 Liter aus eigenem Obst brennen.
Damit dem Staat kein Steuergeld verloren geht, werden die Brennereien streng kontrolliert.
Hensle muß für seine Kontingentbrennerei die Maische anmelden, daraufhin wird ihm vom
Oberzollamt Stuttgart die zu brennende Literzahl genehmigt, für welche er dann Steuer bezahlen
muß. Bei einer Verschlußbrennerei wie der Firma Schladerer läuft die Destillation über
Uhren. Nach der Menge des hergestellten Branntweins wird dort der Steuersatz berechnet.

Abb. 2: 1992 wurde dieser Riesenbottich für einen Arzt in der Schweiz
angefertigt. Er faßt 2.400 Liter.

Vom Kunststoff zum Barrique

Nach guten Jahren Anfang i960, in welchen Erhart Hensle ca. 20 bässer von 200 bis 2000 Litern
pro Jahr herstellte, trat mit dem Siegeszug des Kunstofftanks eine Flaute ein. In den nächsten
zehn Jahren erlebten die Kunststoffbehälter einen wahren Boom, bis sie durch den wesentlich
haltbareren Edelstahlbehälter einen Konkurrenten erhielten. Jetzt wurden nur noch
selten Viertelstück-, Halbstück- oder Stückfässer (300/600/1200 Liter) hergestellt. Einige Jahre
hindurch waren Fässer überhaupt nicht mehr gefragt, so daß in der Küferei nur noch Holz
für Bottiche zurechtgeschnitten wurde. Einen Einbruch verursachte die Gründung der Nordweiler
Genossenschaft Anfang der 70er Jahre, denn dadurch wurden wesentlich weniger Fässer
als früher benötigt. Zum Glück waren und sind auch weiterhin Holzbottiche für Trauben
und anderes Obst im Gebrauch. Um 1980 wurden 120 Bottiche mit 540 Liter Fassungsvermögen
hergestellt, also in etwa der gleichen Größe wie die Edelstahlbehälter (600 Liter). Heute
dürften zwei Drittel der Fässer aus Kunststoff oder Edelstahl bestehen.

Gesundheitswelle, Umweltbewußtsein und die Rückkehr zu Naturstoffen haben das Blatt allerdings
wieder etwas gewendet. Daher stellt Hensle seit einigen Jahren Holzbottiche für Bäder
wie Bad Krozingen her, in welchen die Erholungsbedürftigen sich tief in den Moorschlamm
eingraben können. Etwas ganz Ausgefallenes suchte ein Arzt aus der Schweiz, der
sich ein aus Holz gefertigtes großes "Planschbecken" in den Garten stellen wollte. Was Experten
aus Kanada mit Eichenholz nicht in Angriff nehmen wollten, schaffte Erhart in vier
Wochen: einen Riesenbottich mit einem Durchmessr von über zwei Metern (Abb. 2). Die Bot-

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