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Helmut Reiner
Rundgang durch die Altstadt
Auf den Spuren Kenzinger Persönlichkeiten
Wir können nur über das Leben unserer Vorfahren etwas in Erfahrung bringen, soweit unsere
Erinnerungen ausreichen oder greifbare Überlieferungen uns einen Zugang ermöglichen. Ein
Bildungsbürgertum gab es in unserer Stadt nicht. Es gab aber innerhalb der sozialen Strukturen
jenen Einzelnen, jenen Bürger, im Bereich des Politischen, des Geistigen, in der Welt des
Handwerks und der Kunst, der durch seine Existenz und sein Schaffen erkennbare und prägende
Zeichen hinterlassen hat. Diese mögen stellvertretend für jene stehen, die in Vergessenheit
geraten sind oder vielleicht keinen Chronisten gefunden haben.
Am Brunnen, mit dem die Stadt Kenzingen 1824 ihren Gründer, Graf Rudolf II. von Osenberg
ehrte, begann die abendliche Führung. Das breisgauische Rittergeschlecht, 1052 erstmals
erwähnt, sollte bis 1354 die Entwicklung von Kenzingen bestimmen. Der württembergische
Marschall und kaiserliche Rat Wolf von Hürnheim zum Tuttenstein sollte 200 Jahre später
von sich reden machen. Als Pfandherr der Stadt ließ er nicht nur das Ratsgebäude in heutiger
Gestalt errichten (1520), sondern an ihn und seine Familie erinnert auch das aufwendige
Grabmal in der Stadtkirche. Der bekannte Bildhauer Christoph von Urach (1480 - 1543) hat
mit dem Epitaph, den drei Sandsteingrabplatten, ein eindrucksvolles Kunstwerk geschaffen.
Eine künstlerische Persönlichkeit von
hohem Rang hat im 18. Jahrhundert in
diesem Gotteshaus ebenfalls Spuren
hinterlassen. Im Zusammenhang mit der
barocken Neugestaltung des Sakralraumes
gestaltete der aus Ehrenstetten
stammende Baumeister, Bildhauer und
Maler Johann Christian Wentzinger
(1710 - 1797) ein Ensemble von einigen
Ölbergfiguren aus Terrakotta. Über dem
Hauptportal steht seine große steinerne
Immaculata. Den Eingang zu den Seitenkapellen
hat der damals junge Meister
mit Stoffdraperien und Engeln in
Stuck versehen. Aus Kenzingen stammt
auch die Wentzinger-Kreuzigungsgrup-
pe, die heute im Freiburger Augustinermuseum
aufbewahrt wird.
Christian Wentzinger; Christus am Ölberg,
1734, Katholische Stadtkirche
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