Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
18., 19. und 20. Jahrgang.1998-2000
Seite: 72
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Die Menschen kamen auch aus den umliegenden Nachbargemeinden in unser Haus. Fernsehen
stand in den ersten Nachkriegsjahren gar nicht zur Verfügung, aber auch später blieb ein
Fernsehapparat in jedem Haus noch lange Zeit ein großer Wunschtraum für Viele. Die Eintrittskarten
in den 50er und 60er Jahren kosteten für Kinder DM -,5o; für Erwachsene galten,
bezogen auf die Sitzreihen, Staffelpreise von DM -,8o, DM l,lo und DM l,3o. Damals gab es
in unserem Hof einen Fahrradparkplatz, auf dem an einem Sonntag bestimmt an die 100 bis
200 Räder standen und bewacht wurden. Man fuhr noch mit dem Rad aus den Nachbarorten
ins Kino, und das Fahrrad war ein kostbares Gut, das bewacht werden musste.

In jenen Jahren wurde zu jeder Vorführung noch eine Wochenschau gezeigt. Es standen eine
deutsche und eine amerikanische Wochenschau zur Verfügung. Wir hatten abwechselnd beide
im Programm. Die Wochenschau war eine Art Kino-Tagesschau, welche die Zuschauer mit
den Nachrichten und Neuigkeiten aus aller Welt vertraut machte: sei es ein kurzer Kommentar
über ein politisches Ereignis im In- und Ausland oder ein Bericht über ein Königshaus. Es
wurde aber auch über die großen Modeschauen der Welt berichtet. Wir konnten die Eröffnung
der Bayreuther Festspiele miterleben, eben so die traditionelle Eröffnungszeremonie der
Olympischen Spiele, die Siege der weitbesten Sportler, aber auch den Fassanstich zu Beginn
des Münchner Oktoberfestes und vieles mehr. Ganz sicher wurde regelmäßig über Fußball
und seine Größen wie Sepp Herberger und Fritz Walther berichtet, aber auch der Boxsport mit
Max Schmeling und anderen kam nicht zu kurz. Diese Reportagen wurden stets mit Spannung
verfolgt. Wann bei uns die Ausstrahlung der Wochenschau endete, weiß ich leider nicht mehr.
Ich meine jedoch, es müsste Mitte bis Ende der 60er Jahre gewesen sein, da die Bedeutung
der Wochenschau angesichts der täglichen Aktualität des Fernsehens, das immer mehr Wohnzimmer
erreichte, abnahm. So war wieder ein Stück der "alten Zeiten" verschwunden.

Ich weiß noch gut, daß Anfang der 60er Jahre ein großer Konzern an meinen Vater herantrat,
um ihn zu überzeugen, seinen Kinosaal doch langfristig an diesen Konzern zu verpachten;
man hätte dann daraus den ersten Supermarkt in Kenzingen gemacht. Er wollte jedoch das Kino
in Kenzingen erhalten.

Als kleine Anmerkung am Rande möchte ich noch etwas Lustiges erzählen. Damals war ich
noch so jung, daß meine Eltern für mich eine Ausnahmegenehmigung brauchten, um mich an
die Kinokasse zum Verkauf der Eintrittsbillets setzen zu dürfen. Heute, so viele Jahre später,
sitze ich noch immer dort - eine Ausnahmegenehmigung brauche ich nun nicht mehr ...

Seit 1964 leite ich nun unser Kino und versuche immer das Beste daraus zu machen. Es müssen
Abspielverträge geschlossen werden, hin und wieder fahren wir zu Uraufführungen in
große Kinozentren, wenn die verschiedenen Vertriebsfirmen ihre neuen Produktionen vorstellen
. Wir lernen dabei Regisseure und Schauspieler kennen. So kenne ich etwa Caroline Link
persönlich, die uns alle mit Filmen wie Jenseits der Stille und Pünktchen und Anton verzaubert
hat. Ich habe Mario Adorf kennen gelernt und einige andere mehr. Vor kurzem habe ich
es gewagt, und habe den Regisseur Didi Danquart nach Kenzingen eingeladen, um seinen
Film Viehjud Levi vorzustellen.

Solche Events sind natürlich mit großen Unkosten verbunden, machen aber viel Spaß, und ich
denke, unser Publikum dankt es uns, seinem Team vom Kino Kenzingen, mit seiner Treue zu
unserem Haus. Bemerken möchte ich noch in diesem Zusammenhang, dass unser Kino seit
1991 für sein gutes Programm vom Ministerium für Kunst und Kultur Baden-Württemberg
ausgezeichnet wird.

Dies ist in kurzen Worten, und sicherlich mit vielen Lücken, die Geschichte des Kinos in
Kenzingen - von 1951 bis heute.

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