Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
18., 19. und 20. Jahrgang.1998-2000
Seite: 81
(PDF, 40 MB)
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Klara Zahner1

Unsere Burerei

Das Haus Brotstraße 8, wo ich wohne, das ist mein Elternhaus, und war bis zum Tod meines
Vaters ein Bureanwesen. In der Brotstraße das Wohnhaus, in der Kieselstraße das Ökonomiegebäude
mit Scheune und Stall. Die Verbindung zum Wohnhaus war der Hof mit Saustall und
Hühnerstall. Auf dem Hühnerstall das Maissilo, ein großes Brettergestell. Ein Wort, das ich
als Kind immer gehört habe, ein "Aussiedlerhof", das war der größte Traum meines Vaters.
Wir waren sehr eingeengt. Rechts und links Häuser. Zum Aussiedlerhof kam es aber nicht
mehr, mein Vater kam 1952 bei einem landwirtschaftlichen Unfall ums Leben.

Wir haben nur von der Landwirtschaft gelebt, also Vollerwerbslandwirte. Sieben Hektar eigenes
Feld und drei Hektar Pachtfeld haben wir bewirtschaftet. Dazu kamen noch die Bürgerlose2
von Vater und Großvater mit neun Ar Ackerfeld und Wiesen. Die Grundstücksgrößen hat
man nach Iche gemessen: 1 Ich = 36 Ar, Vi Ich = 18 Ar, 1 Sester - 6-Ar. Sie waren im ganzen
Bann, zum Teil als kleine Äckerli, verstreut: Auf der Heide, Kreuzfeld, Laubeck, Schelmenkopf
, Riegelerfeld, Breitenfeld, Nachtalme, Im Jostel, Burgbrunnen, Ölberg, Rossleiti, Kuhneck
, Nessbruch. Die Matten oder Wiesen Auf der Stangenmatte, Im Laiblinsgrün, Nachtalme,
Kuhneck. Die Reben im Edeltal und auf dem Hagelberg. Die Anfahrt zu den Grundstücken
hat sehr viel Zeit gekostet mit einem Pferdefuhrwerk, später mit zwei Ochsen.

An Arbeitskräften gab es meinen Großvater, Vater und Mutter. Mein Bruder und ich mußten
mithelfen. Zu schweren Arbeiten, wie Dreschen und Kartoffel ausmachen, hatten wir Tagelöhner
.

Im Stall standen ein Ross, ein Ochs, später zwei Ochsen, vier Milchkühe, Jungvieh, vier
Schweine und Hühner. Von den vier Schweinen sind jährlich zwei verkauft und zwei für den
eigenen Bedarf geschlachtet worden.

Angepflanzt haben wir Kartoffeln, Weizen, Gerste, Hafer, Korn [Roggen], Mais, Tabak,
Dickrüben, Mohn, Raps. An Obst hatten wir Äpfel-, Kirschen-, Pflaumen- und Nussbäume.
Auf unser Haus war ein Brennrecht eingetragen. Vater hat Kirschen und Pflaumen zu Schnaps
gebrannt. Von Mohn und Nuss hatten wir das Öl. Der Raps wurde verkauft.

Die Bearbeitung der Felder war sehr mühsam. So hat mein Vater noch die ganze Frucht mit
der Sense gemäht, Mutter hat sie abgenommen und auf Zarten gelegt. Zarten entstanden,
wenn beim Mähen des Getreides die Frucht von der Helferin des Mähers mit der Sense
zunächst auf kleine flache Reihen zum Trocknen ausgelegt wurden. Von diesen Zarten wurden
dann nach dem Trocknen drei oder vier, je nach Größe, mit Strohseilen zu Garben gebunden
, verladen und daheim auf dem Heustock gelagert, bis es erst im Winter zur Dreschmaschine
gefahren und dort gedroschen wurde. Das leere Stroh kam dann wieder daheim auf den
Heustock, wo es bis zur Verwendung als Stallstreu gelagert wurde. Das Korn [Roggen], das
wir angebaut haben, wurde daheim in der Scheune mit Dreschflegeln gedroschen. Da kamen
zwei Nachbarn und haben Vater geholfen. Vater ging auch zu diesen Nachbarn zum Korndreschen
. Als Kind habe ich immer darauf gewartet, bis die drei Männer einmal aus dem Takt
kamen. Das Kornstroh brauchte man für die Herstellung von Strohseilen, die Seile zum Binden
der Garben. Auch in den Reben zum Gerten anbinden wurde das Kornstroh genützt. Die
Strohseile hat mein Vater im Winter selbst gemacht.

1 Klara Zahner, geb. Dörenbecher, Jahrgang 1924.

Zum Begriff Bürgerlos siehe Beitrag von Thomas Bilharz, Der Bürgernutzen, eine geschichtliche Betrachtung
, in: Die Pforte, Jg 6, Nr. 11/12 (1986), S. 14 f.

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