http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/pforte-2000-18-20/0084
Beim Mais, bei uns vor allem Welschkorn genannt, wurden auf dem Feld die Zapfen von den
Pflanzen abgebrochen, daheim abgezogen, d.h. von den Blättern befreit. Die Zapfen kamen
dann zum Trocknen in das Silo über dem Hühnerhaus.
Das Welschkorn abziehen war eigentlich eine nette, unterhaltsame Abendarbeit. Da kamen
Nachbarn, junge Mädchen und Buben, zum Helfen. So manche Ehe nahm beim Welschkorn
abziehen ihren Anfang. Im Lauf des Winters kam eine Maschine, da wurde der Mais ausgemacht
, abgefüllt. Später gewogen und verplombt, kam er als Saatmais in den Handel.
Der Anbau von Tabak, vom Anpflanzen im Frühjahr bis zum Ernten, hat auch für Arbeit gesorgt
. Beim Tabakernten kam dann abends auch wieder die angenehme Arbeit, das Anfassen
des Tabaks. Die einzelnen Tabakblätter wurden dabei mit langen Nadeln auf Schnüre gezogen
. Diese Schnüre dann auf dem Speicher zwischen den Sparren zum Trocknen aufgehängt.
Im Januar etwa wurden die Schnüre abgenommen, der Tabak gebündelt und zum Verkauf
hergerichtet.
Die Reben haben den Weinbauern das ganze Jahr über Arbeit gebracht. Im Januar der Rebschnitt
, später die Laubarbeiten, das Spritzen und die Bodenbearbeitung. Mit dem Herbsten
war die Arbeit in den Reben noch lange nicht zu Ende, das mussten noch die Rebstecken gezogen
werden, und im Frühjahr die Stecken aufs Neue zu jedem Rebstock geschlagen werden.
Die Reben waren damals noch nicht an Drahtanlagen befestigt, sondern jeder einzelne Rebstock
an einem Rebstecken. Große Sorgen bereiteten den Winzern die Spätfröste im Mai. Die
Kälte hat den jungen Trieben sehr geschadet. Im Sommer war es die Angst der Bauern vor
Gewittern mit Hagelschlag. Dagegen konnte man sich wenigstens mit dem Abschluss einer
Hagelversicherung etwas absichern.
Der Erlös aus dem Verkauf von Tabak, Mais, Kartoffeln, Gerste, Wein, von einem Stück
Vieh, war die finanzielle Erwerbsgrundlage für meine Eltern. Wir hatten allerdings auch noch
Milchkunden. Am Morgen fünf Leute und abends sechs Personen, die regelmäßig bei uns die
Milch frisch vom Stall gekauft haben. Das Milchgeld war das eigentliche Haushaltsgeld.
Der Lohn für das Dreschen wurde als "Molzer" abgerechnet, ebenso beim Müller für das
Mahlen des Getreides. Auch beim Ölmüller wurde "gemolzert". Der Molzerlohn betrug 10 %
der Frucht und wurde sofort nach geleisteter Arbeit einbehalten.
Landwirt Leo Dörenbecher
fährt mit Klara Zahner (Mitte)
und Ursula Franz (rechts)
zum Fruchtbinder.
Im Wagen Mutter Anna
Dörenbecher, Sommer 1949.
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