Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
18., 19. und 20. Jahrgang.1998-2000
Seite: 111
(PDF, 40 MB)
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Michael Gnatzy

Notgeld und Wertmarken aus Kenzingen1
I. Einführung

In Deutschland verbindet sich der Begriff des Notgeldes mit der Notzeit des Ersten Weltkrieges
und der Inflation von 1922/231 Das Horten der Gold- und Silbermünzen sowie der nickel-
bzw. kupferhaltigen Pfennigwerte des Kaiserreichs ließ einen empfindlichen Mangel an offiziellen
Zahlungsmitteln entstehen. Geordnete staatliche Währungsverhältnisse brachen in der
sich anschließenden Inflation vollständig zusammen. Kommunen, Industriebetriebe, Kaufleute
und Verkehrsbetriebe standen vor erheblichen Problemen und begegneten dem Mangel an
staatlichen Geldmitteln mit einer fast unüberschaubaren Menge eigener Notmünzen und Notgeldscheinen
. Wurden staatlicherseits anfänglich kommunale Ausgaben erst nach einem längeren
Procedere und nur sehr zögerlich genehmigt, heiligten mit dem Fortschreiten der Krise
die Mittel den Zweck. Nur noch in Ausnahmefällen lagen den Notgeldausgaben staatliche Genehmigungen
zugrunde.

Es sind jedoch nicht nur die Krisenzeiten, die "Ersatzgeld" in geldwerten Kreisläufen anstelle
knapper werdender oder ausbleibender staatlicher Münzen entstehen lassen. Wertmarken sind
münzähnlich gestaltete Objekte aus Metall oder anderen Materialien wie Papier, Pappe, Holz,
Porzellan oder Elfenbein und dienten in neuerer Zeit in der Regel Privaten als Kontrollmittel,
Wertmessung oder Wertausgleich. Bereits das klassische Altertum benützte Wertmarken,
Symbola oder Tesserae genannt, zur Austeilung von Getreide-, Öl- und Geldspenden an ärmere
Bevölkerungskreise. In zahlreichen deutschen Reichs- und Landstädten des Mittelalters hat
die Verwaltung ausgedehnten Gebrauch von Marken im Zoll- und Gewerbebereich gemacht.
Nürnberger Münzmeister haben für Zähl- und Rechenzwecke vor allem für die Kaufleute sog.
Rechenpfennige hergestellt. Bis in die heutige Zeit finden Wertmarken Verwendung als Automaten
-, Kantinen-, Getränke- und Gasmarken.

Wird heute die in einer Gaststätte ausgeschenkte Biermenge über entsprechende Eingaben in
eine Bon-Kasse festgehalten und abgerechnet, wurde der Bierkonsum im 19. und 20. Jahrhundert
durch die Ausgabe einer bestimmten Anzahl von Biermarken im Verhältnis Wirt - Kellner
- Gast ermittelt. Tresormarken der Banken und Sparkassen - wie auf einigen Marken ausdrücklich
dargestellt - Quittungsmarken für neue Leerkassetten. Nach Einwurf einer gefüllten
"Geldbombe" in den Tag- oder Nachttresor, wurde eine neue ("Tresor"-) Marke ausgeworfen,
mit der eine Leerkassette gezogen werden konnte. Hundesteuermarken geben darüber Auskunft
, ob der Hundehalter sein Tier in seiner Stadtgemeinde ordnungsgemäß angemeldet und
die hierfür erforderlichen Gebühren entrichtet hat.

Mit Wertmarken liegen - verglichen mit staatlichen Münzausgaben oder aufwendig gestalteten
Medaillen - fast immer nur unscheinbare und unedle Zeugen der Vergangenheit vor.
Zweck und Anlaß erschließen sich oft nur dem unmittelbaren Benutzer, für alle anderen bleiben
sie "stumm", da es ihnen nicht selten an einer für die Allgemeinheit schlüssigen und
nachvollziehbaren Darstellung fehlt.

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