Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
18., 19. und 20. Jahrgang.1998-2000
Seite: 128
(PDF, 40 MB)
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Liebe ökumenische Gemeinde!

Sehr geehrter Herr Epstein*, ganz besonders herzlich begrüße ich Sie in dieser ökumenischen
Gemeinschaft. Wir sind ja einander verbunden im gemeinsamen Glauben an Abraham, Isaak
und Jakob!

750 Jahre Stadt Kenzingen, das ist ein Grund zur Freude, zur Dankbarkeit, ein Anlass zu Fest
und Feier. 750 Jahre Stadt Kenzingen, das macht nachdenklich und fordert uns, sich unserer
Stadtgeschichte noch einmal bewusst zu werden, darüber hinaus aber auch die Gegenwart zu
bedenken, um dann die Zukunft in den Blick zu nehmen. 750 Jahre Stadt Kenzingen, das ermutigt
, diesen Gottesdienst hier in unserer ehrwürdigen St. Laurentiuskirche gerade in dieser
Gemeinschaft "ökumenisch" zu feiern. Auf diese Weise danken und gedenken wir nicht allein
uns und unseren Vorfahren, die diese Stadt gründeten und Generationen hindurch belebten,
sondern zu allererst einmal Gott.

Kenzingen hat eine bewegte Geschichte, seit Rudolf II. von Osenberg 1249 aus der Siedlung
Altenkenzingen die Stadt gründete: Kriege und Zerstörungen, Belagerung und Besetzung,
Feuersbrünste und die radikale Reduzierung der Bevölkerung mussten erlebt, ja erlitten und
dann als Aufgabe für die Zukunft begriffen werden. Das strategisch gelegene Kenzingen
konnte sich nicht hinter Bergen verstecken, was auch dazu beitrug, dieser Stadt ihre historische
Bedeutung zu geben.

Die Bürger unserer Stadt dürfen in diesen Tagen auf eine lebendige, reiche, durchaus aber
auch leidvolle Geschichte zurückschauen, die nicht einfach eine tote Vergangenheit ist. Ein
solches Jubiläum wäre vielleicht heiter, aber eben doch nur oberflächlich gefeiert, wenn wir
nicht auch darüber nachdenken wollten, was einerseits war und was uns andererseits für die
Zukunft wichtig sein muss. So schauen wir mit diesem Gottesdienst voller Dankbarkeit auf eine
lange Epoche des Friedens in unserer Stadt zurück und fragen doch als Christen auch nach
unserem Auftrag für die Gegenwart und Zukunft. Wer Gott auf diese Weise dankt, denkt
nach, der nimmt die Möglichkeiten eines solchen Jubiläums zugleich als Herausforderung für
sich an.

Und das ist gut so!

Der Prophet Jeremia schreibt den vertriebenen und gefangenen Juden nach Babylon einen
Brief, in dem sich die Worte finden, die wir heute in ganz besonderer Weise auch für uns
hören wollen.

"Suchet der Stadt Bestes, betet für sie zum Herrn;

denn wenn 's ihr gut geht, so wird es euch auch wohl ergehen!"

Gerade in einer bedrängenden Situation in Gefangenschaft und in jeder Hinsicht entwurzelt,
werden die Menschen von ihrem Gott durch den Propheten aufgefordert, dennoch und trotz
allem, selbst der feindlichen Stadt "Bestes zu suchen" und für ihre Bürger zu "beten".

Wir alle leben in dieser Stadt Kenzingen, einige Familien seit vielen Generationen, andere
kriegsbedingt als Flüchtlinge und wieder andere durch die interessante Lage unserer Stadt, die
Nähe zu Freiburg. Wir arbeiten hier, wir erfahren die Fülle und den Reichtum unseres Lebens,
wie aber auch die Krankheit, den Tod und den Verlust von Menschen und Dingen, die uns
wichtig sind. Kein Leben ist erlebbar ohne Höhen und Tiefen, und darum kann es auch keine
Stadtgeschichte ohne diese geben.

* Herr Leo Epstein lebte bis in die Zeit des "Dritten Reiches" hier in Kenzingen, dann musste er seine
Heimatstadt aus politischen Gründen verlassen und kam nun zu diesem Jubiläum noch einmal nach
Kenzingen zurück.

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