http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/pforte-2003-21-23/0068
Stiftskirche Baden-Baden, die Grabmäler Georgs II. und Michaels II. in Wertheim und weitere
Werke in Offenburg und anderswo begründeten seinen künstlerischen Rang. Der Auftraggeber
, der aus den Bestandteilen der alten Gerichtslaube 1520 das stattliche Ratsgebäude
errichten ließ, verwirklichte seine Absicht, die südliche Seitenkapelle der Stadtkirche zur
Grabstätte für seine Familie auszubauen. Das Denkmal zeigt den 1533 verstorbenen Ritter im
Hochrelief. Auf den Lisenen zu beiden Seiten kämpft links Sankt Georg mit dem Drachen,
rechts weist Sankt Wolfgang auf ein Kirchenmodell. Die Sandsteinplatte zur Rechten erinnert
an seine Gemahlin Beatrix von Hohenrechberg, Schwarzenberg und Waldburg. Auf dem dritten
Stein kniet die früh verstorbene Tochter Veronika vor einem Betstuhl und blickt in ein
geöffnetes Buch. Das Ganze ist ein Meisterwerk intimer Charakteristik. Das körperlich und
individuell Herausgearbeitete verrät den Einfluss der italienischen Renaissance4.
Die Neu Bruck über die Elz
Würde sie heute noch stehen, die alte Elzbrücke
bei Hecklingen, so wäre Denkmalschutz
ihr sicher. In den Kriegswirren 1945
galten andere Prioritäten. Sie wurde einfach
gesprengt, diese herrliche barocke Fünfbogen-
brücke, die noch während der Regierungszeit
der Kaiserin Maria-Theresia entstand, und
über die der Brautzug ihrer Tochter Marie -
Antoinette sich der Reichsgrenze zubewegte.
Die bisherige Holzbrücke hielt dem häufigen
Hochwasser des Flusses nicht stand. Die Brüder
Reiner, Steinmetze und Maurer aus dem
Vorarlberger Land, erwarben sich mit der Planung
und dem Bau dieser Sandsteinbrücke das
Kenzinger Bürgerrecht und begründeten eine
Geschlechterfolge. In der Mitte der Brücke
waren massive Wangen aus exakt behauenen
roten Steinpostamenten zur Aufstellung von
Statuen eingeplant und beiderseits mit Balkonnischen
umgeben. Der Ortsadel von Hecklingen
, die Herren von Grechtler, stifteten die beiden
Skulpturen, den heiligen Nepomuk und die
Immaculata. Letztere steht heute vor der Dorfkirche
. So ging ein Bild der Landschaft, ein
belebendes Moment und ein kunstvolles Bauwerk für immer verloren. Wir können uns nur
noch daran erinnern und den Verlust beklagen.
Abb. 5: Die „Neu Bruck" bei Hecklingen, 18. Jh.
Johann Christian Wentzingers Sakralkunst
Der geniale Architekt, Bildhauer und Maler Johann Christian Wentzinger hat auch in Kenzin-
gen seine Spuren hinterlassen. 1710 in Ehrenstetten geboren, wurde der Künstler in Südwestdeutschland
zum Repräsentanten einer Epoche, des Rokoko, als dem letzten universalen Stil
des Abendlandes. In Rom und Paris begegnete er den genialen Künstlern seiner Zeit und ihren
Werken. Auf das Jahr 1734 sind die Kenzinger Arbeiten des jungen Bildhauers datiert. Dies ist
der Chronik des damaligen Pfarrers Claudius Garnier zu entnehmen, der die Barockisierung
des gotischen, dreischiffigen Gotteshauses betrieb. Gemeint ist die große steinerne Immaculata
über dem Hauptportal. Dazu kommen die Ölbergfiguren aus Ton. Zu dieser Gruppe gehören
drei liegende Apostelgestalten und ein auf den Wolken schwebender Engel, der den knieenden
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