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Jesus umfängt und stützt. Gute stilistische Begründungen rechtfertigen die Zuschreibung auf
Wentzinger. Das Figurenensemble wurde vor Jahren sachkundig restauriert und in der linken
Seitenkapelle platziert. Die großen Stoffdraperien aus Stuck, die die Spitzbogenöffnungen der
Seitenkapellen umkleiden, stammen vermutlich auch von seiner Hand. Je ein schwebender
Engel hält die schwungvollen Stoffbahnen. Gegenüber sieht man je zwei Putten auf Wolken.
Sie halten ein Messtablett mit Kännchen und das Messbuch; einer trägt das Kreuz, der andere
Abb. 6: Christian Wentzinger, Schlafender Jünger vom Ölberg. Katholische
Stadtkirche. Foto: Klaus Weber
gebietet Schweigen, das Beichtgeheimnis andeutend. Anzunehmen ist, dass um die Mitte des
Jahrhunderts Wentzinger eine seiner eindrucksvollsten Kreuzigungsgruppen geschnitzt hat,
heute ausgestellt im Freiburger Augustinermuseum. Dieses
Kunstwerk soll aus Kenzingen stammen5.
Drei Heiligenfiguren gehören zu den wertvollen Sammelobjekten
spätmittelalterlicher Skulpturen in diesem Hause.
Die aus weichem Laubholz geschnitzten Gestalten Petrus
und Paulus, datiert auf 1503, standen wahrscheinlich im
Schrein des ehemaligen Hochaltars der Kenzinger Pfarrkirche
, vielleicht vorher schon in der Klosterkirche der
Zisterzienserinnen. Die bedeutendste Schnitzarbeit, der
Evangelist Johannes, wird dem aus Straßburg nach Freiburg
zugezogenen Bildhauer Hans Wydyz, zugeschrieben.
Der „vom träumerischen Jüngling zum Manne gereifte
Apostel mit seinem ernsthaft, melancholischen Antlitz,
kündigt ein neues Menschenbild an". Anton Wilds
Recherchen zufolge war die Skulptur nach der Säkularisation
im Besitz des Kenzinger Gerichtsvollziehers Bader
und gelangte über den Kippenheimer Viehhändler Kahn in
unbekannte Hände. 1914 erwarb das Freiburger Museum
das ausdrucksstarke Sakralobjekt6.
Abb. 7: Hans Wydyz, Evangelist Johannes aus Kenzingen,
Anfang 16. Jh., Lindenholz. Foto: Augustinermuseum Freiburg
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