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städtische Bauaufsicht angesichts der noch zahlreichen Kriegsruinen für die öffentliche Sicherheit
zu sorgen. So wurde Salmenwirt Lorenz Knittlinger unter Androhung von fünf Pfund
Pfennigen Strafe im Dezember 1670 „zue mehrerer Sicherheit der Straßen [...] aufferladen, seinen
steinenen gibeil am Eckh gegen seinem haus hinüber Innerhalb 14 tag abwerffen [abbrechen
] zu laßen
Schon im Juni 1662 bat Baumeister Simon Gisinger um Entlassung aus dem ihm auferlegten
Amt. Dies wurde aber vom Rat abgelehnt und ihm aufgetragen, dass er dieses noch bis St.
Johannis (27. Dezember) versehen und erst dann, nach Ablauf seiner Amtszeit, „solichem
[Amt] nach seiner beschwerdten Endt laßen sein" solle84. Worüber sich Ratsherr Gisinger
beschwerte, wird in den Ratsprotokollen nicht erwähnt. Vielleicht spielten im Hintergrund Differenzen
oder Animositäten zwischen ihm und Schultheiß Jäckhlin eine gewisse Rolle. Jedenfalls
ließ der Rat im Februar 1666 zu Protokoll nehmen, er „sehete [...] [besonders gern, wann
herr Schulthaiß undt herr bürgermaister Simon geisinger [Gisinger] mit Ein ander wohl Ein-
müetig vndt zue friden wem [wären] vndt verhofft, Es werde Ermelter [genannter] herr Bürgermaister
Ihme, hern Schulthaißen, [...] allen gepührendten respect Erzaigen, vndt hingegen
auch [...] He:[rr] Schuldthaiß weder Ein noch andern vnder den raths verwandten über die
gepür nicht[s] zue muothen,,ss. Überhaupt scheint das Arbeitsklima zwischen dem herrschaftlichen
Schultheiß und den bürgerschaftlichen Ratsverwandten zeitweilig nicht einfach gewesen
zu sein und nicht zum Besten gestanden haben. Denn schon bei der Ratsbesetzung und Erbhuldigung
im Jahr 1664 hatten die Räte bei der Anhörung durch den vorderösterreichischen
Regierungskommissar vorgebracht, „daz He:[rr] Schuldthaiß vnder weylen all zue hitzig in die
sach gehe, auch gar ohnfreindtlich seye'"16. Demgegenüber beklagte Schultheiß Jäckhlin
wiederholt mangelnden Respekt87. Anscheinend war er bei all seiner Tatkraft zugleich ein sehr
impulsiver Mann, denn mehrmals wurde er wegen Beleidigungen zu Geldbußen verurteilt, so
im März 1665 wegen lästerlicher Reden gegen den Amtmann der Herrschaft Kürnberg88.
Simon Gisinger war auch nach seiner Entbindung vom Amt des Baumeisters in vielerlei Funktionen
im Dienst der Stadt tätig. So wird er bei der jährlich vorgenommenen ,Jiathsbesatzung"
weiterhin als einer der neun „alten Räte" und von 1667 bis 1673 als einer der drei Bürgermeister
der Stadt genannt89. Und 1667 bestellte ihn der Rat zusammen mit zwei weiteren Ratsverwandten
zum „Feür schawer", zum Bausachverständigen für Brandschutz, der nicht nur die
Feuerstellen und Kamine der Bürgerhäuser regelmäßig zu inspizieren, sondern z.B. auch ein
Auge darauf zu werfen hatte, „woho ahn Ein oder andern orth Etwan hew [Heu] gefehrlich
[wegen der Selbstentzündungsgefahr] ligen möchte U9°. Gut möglich oder sogar wahrscheinlich
ist, dass er aufgrund seiner Erfahrung auch beteiligt war an der Ausarbeitung der vom Rat 1668
erlassenen „Ordnung Bey Endtstehenter Feührs Brunst in der Statt Kentzingen "", die auf ältere
Vorlagen, etwa in der Stadtordnung von 1551, zurückgeht. Ein großes Problem in puncto
Feuersicherheit waren natürlich die Strohdächer, die zwar schon 1549 im Vertrag der Stadt mit
dem damaligen Pfandheim Hans Baumgartner und in der zwei Jahre jüngeren Stadtordnung
verboten92, mit denen aber beim Wiederaufbau aus Gründen der Kostenersparnis wiederum
viele Häuser gedeckt worden waren. Nach einem Großfeuer im Januar 1659, das 14 Häuser und
Scheunen völlig zerstört hatte91, erneuerte der Rat daher im Juni desselben Jahres für die
Zukunft dieses Verbot und beschloss, dass auch die Einwohner, die auf ihren Häusern solche
gefahrenträchtigen Dächer bereits hätten und „es vermögen ", also im Besitz der notwendigen
Mittel seien, zu deren „abschaffung [...] ahngehallten werden" sollten94. Wie schon frühere
Ausnahmegenehmigungen zeigen95, zwangen die offenbar geringen finanziellen Mittel mancher
Hofstättenbesitzer die Stadt des öfteren zu - wie der Brand von 1659 zeigt - riskanten
Kompromissen bei den Erfordernissen des Feuerschutzes.
Mit städtischen Bauprojekten scheint es in der Mitte der 1660er Jahre offenbar zügig vorangegangen
zu sein. Denn Anfang März 1666 beschloss der Rat: „Weylen die gesambte bürgerschafft
Ein Zeith hero [vor einiger Zeit] Zimblicher maßen mit Fuohr und handt Frohnen
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