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wegen der Statt gebewen molestiert [belästigt] worden [ist], all[o] ist Erkhendt [worden], daz
Jedem Frohner auff künfftigen montag Ein laiblin proth vndt [ein] maß wein aus der Statt Keller
ausgethailt werden solle'*." Für welche Baumaßnahmen an welchen städtischen Gebäuden
die Frondienste der Bürgerschaft in Anspruch genommen wurden, ist in den Ratsprotokollen
nicht vermerkt. Vielleicht waren darunter auch schon Vorarbeiten für die Instandsetzung des
oberen (südlichen) Stadtturms, die im Sommer des Jahres 1666 in Angriff genommen wurde.
In seiner Sitzung vom 21. August beschloss der Rat, der Torturm „soll mit negster gelegenheit
mit bachenstein [Backsteinen], war zue [wozu] 3000 stückh vonnöthen zue sein vermaindt
wird, auffs wohl Faileste [wohlfeilste, kostengünstigste] verdingt und verfertiget werden'"*1,
Falls zur Reparatur des Torturms nicht noch weiteres, in den Ratsprotokollen jedoch nicht
besonders genanntes Material, etwa Bruch- und Werksteine von Trümmergrundstücken, verwendet
wurde, sondern tatsächlich nur die im Ratsbeschluss genannten 3000 Backsteine, dann
können die 1638 am oberen Tor angerichteten Zerstörungen nicht allzu groß gewesen sein.
Denn die angegebene Menge ergäbe bei einer durchschnittlichen Abmessung von 30x15x7,5
Zentimeter pro Backstein98 und bei einer Zugabe von 1 Zentimeter pro Kantenlänge für den
Fugenmörtel rund 12,5 Kubikmeter Mauerwerk, was bei einer angenommenen Wandstärke von
50 Zentimetern gerade einmal 25 Quadratmetern Mauerwerk entspräche.
Wie dem auch sei - schon in seiner nächsten Sitzung eine Woche später vergab der Rat den
Auftrag zur "Außmaurung des Blaßens oder oberen [südlichen] Statt thurns [Turms]" an
Jacob Haug und Barthlin Meßmer". Im Maurerverding wurde ihnen aufgegeben, „daz Sye den
thurn ausmauren sollen, wo Es vonnöthen, vnd all[e]s daz Jenige verfliegen, was Kellen und
hammer vermag. Item [sollen sie] auswendig widerumb bestechen [verputzen] undt weysgen
[weißein]100, so dan die steine vndt Posten widerumb mit Ehl [Ol] färben bestraichen, die
daran [am Turm] geweßen[e] Sonnen Vhr widerumb reparieren. Hie zue sollen Ihnen die
Stein durch gemeine Fron ahn handt geschafft werden. Den kalich [Kalk, Mörtel] aber [...] sollen
sye [die] maurer selbsten hinauff zihen, vndt die Ristung [Gerüst], auch auffzug [Flaschenzüge
] neben hergebung Ihrer selbst aignen Zugsaylen [~seile] verfertigen ". Mit den „Steinen
und Posten" sind wahrscheinlich die in den Fuß der Torbögen eingesetzten, schräg herausstehenden
Sandsteinpolier zur Begrenzung der Spurweite gemeint. Diese „Abstandshalter", die
auch an manchen Toreinfahrten und Ecken alter Kenzinger Häuser noch zu finden sind, hatten
die Funktion, Beschädigungen der Tordurchfahrt (bzw. der Hausecke) durch die konstruktionsbedingt
seitlich über die Spur der eisenbeschlagenen, hölzernen Speichenräder hinausstehenden
Radnaben und Achsstangen und ein Festfahren großer, breiter Uberlandfrachtwagen in
der Tordurchfahrt zu verhindern. Als Bezahlung wurden mit den beiden Maurermeistern 37
Gulden und 4 Viertel Roggen vereinbart, dazu zum Ein- und zum Ausstand jedesmal ein Trunk
und ein Stück Brot und - je nach Ergebnis der Bauabnahme - zum Ausstand noch zusätzlich
ein Stück Fleisch. Offenbar war der Rat mit der Ausführung der Arbeiten sehr zufrieden, denn
er bewilligte den beiden Meistern auf ihr Ansuchen hin im Februar des Folgejahres eine Nachbesserung
der vereinbarten Bezahlung um immerhin 4 Gulden101.
Im folgenden Jahr war eine Reparatur der Torbrücken fällig. Schon 1661 hatte der Rat wegen
der für die Erhaltung dieser Brücken herzurichtenden „Flöckhling " (Balken) den Zimmermann
- anscheinend gab es damals in der Stadt nur einen - auf die Laube zitiert, um sein fachliches
Urteil zu hören102. Jedoch scheint, zumindest nach Ausweis der Ratsprotokolle, in dieser Angelegenheit
zunächst nichts weiter geschehen zu sein. Erst nach der Wiederherstellung des „Plo-
ßen" wurde 1667 ein neuer Anlauf in dieser Sache unternommen. Im März beschloss der Rat,
das Holz für die „Fahl bruckhen" [Fall-, Zugbrücken] in Bereitschaft zu halten, inzwischen
aber Für daz ober vnndt Nider thor 2 schlag baimb [Bäume] vndt 2 Plockh dorer [Blockierbohlen
?]" anzufertigen"'03. Doch im Herbst sah sich die Stadt wegen finanzieller Engpässe
gezwungen, dieses Vorhaben für die nächste Zukunft aufzugeben: ,JJerrn Ambtmann [ist] zu
bedeuten [erklären], daz daz gemeine gueth Jehe nicht bemüttelt, Fahl bruckhen von newem
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