Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
21., 22. und 23. Jahrgang.2001-2003
Seite: 112
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die Laube herum versammeln können. Ob die Laube direkt an das Rathaus angrenzte oder von
diesem durch ein weiteres Gebäude oder durch eine später überbaute Freifläche abgegrenzt
war, kann anhand der vorliegenden Quellen nicht sicher entschieden werden. Angesichts ihrer
Funktion sowohl als öffentliche Gerichtslaube wie auch als Kauf- und Markthalle ist jedoch
nicht auszuschließen, dass die Laube tatsächlich von allen vier Seiten frei zugänglich war.

Mit dem Wiederaufbau des Rathauses, das zwischen 1528 und 1537 vom damaligen Pfandherrn
Wolf von Hürnheim oder seinem Sohn als repräsentativer Wohnsitz errichtet und später
als Tagungsort des Stadtregiments genutzt worden war121, befasste sich der Rat erstmals im
Oktober 1668, fast auf den Tag genau 30 Jahre nach der Zerstörung der Stadt und 20 Jahre nach
Friedensschluss. Am 20. Oktober des Jahres erging der Ratsbescheid, dass in reihum laufender
Fronarbeit die „ausseufferung [Aussäuberung, Räumung] des raths hoffs [...]fiirterhin wider-
umb Für handt genomben vndt continuiret [fortgesetzt]" werden solle. Nach Abschluss der
Schutträumung, Indiz für größerere Zerstörungen am Rathaus, vergab der Rat im Frühsommer
des folgenden Jahres den ,^1aurer verding am Rath Hauß: Jacob Haug, dem Maurer, ist daz
Maur werckh [Maurerarbeiten] vndt stein werckh [Steinmetzarbeiten], wie es der Abriß [Plan]
mit sich bringt, verdingt worden Für vndt vmb 300 fl. [Gulden] 2 Som Wein, 5 Viertel Roggen,
mit disem ahnhang, daz er daz Stein Werckh in der stein gruoben raw [roh, rau] aus werckhen
auch soliches hernacher in der Statt sauber vndt Neth [nett] zue richten, So dan Neben den lee-
den [Läden, hier: Öffnungen] oder Fenstern in dem Gibeil Ein Thüren gesteil zue Einem Frucht
auffzug verfertigen [der Dachboden war also als Kornspeicher vorgesehen], wie nicht weniger
den baw noch dies Jahr, wie Ers Zs.finem] E.fhrsamen] Rath auffdem Papür vorgewysen, vollenden
solle"123. Die Bausumme von 300 Gulden - fast das Siebeneinhalbfache des samt Nachzahlung
für die Reparatur des „Ploßen " aufgewendeten Geldes - und die Neuanfertigung von
Bogen- und Fenstergewänden zeigen, dass die Bauarbeiten am Rathaus recht umfangreich
gewesen sein müssen, wobei fraglich bleibt, in wieweit die beim „Ploßen " ja nicht angefallenen
Steinmetzarbeiten die Baukosten besonders in die Höhe trieben. Schon sechs Wochen später
hatte Meister Haug im städtischen Steinbruch die für die Fenster-, Bogen- und Türgewände
benötigten Sandsteinblöcke grob hergerichtet, und so wurden Ende Juli „die Fenster vndt
bogen gesteil zue dem raths haus [...] aus der Stein gruoben durch gemeine Frohn, warbey
nihemandt der mit Einem zug [Gespann] versehen, zue eximiren [auszunehmen ist], in die Statt
geführt"'24. Der ausdrückliche Hinweis auf die Besitzer eines „zugs" zeigt nebenbei, dass es
damals in der Stadt noch immer an Ochsen- und Pferdegespannen mangelte125.

Das Bauvorhaben belastete die Finanzmittel der Stadt offenbar bis an deren Grenzen. Denn in
seiner Sitzung vom 24. Juli 1669 beschloss der Rat, dass Ratsherr Daniel Viel die 20 Gulden,
die die Stadt ihm für den Studienabschluss seines Sohnes („zue befürderung seines //[errn].
Sohnes Erhaltnen Magistern [!] Philosophici") vorgestreckt hatte, innerhalb drei Wochen samt
fälligen Zinsen zurückzahlen solle. Andernfalls sehe sich der Rat „wegen vorhabendten würkh-
lichen baws " genötigt, „die zue underpfandt hergebne Matten [Wiesen] abgehandelter Maßen
[vertragsgemäß] ahnzuegreiffen undt zue versilbern"m. Und im Februar des folgenden Jahres
gewährte der Rat Bürgermeister Georg Eiselin zwar einen kurzfristigen Kredit über 30 Gulden,
„Jedoch, wie Ihme selbsten bekhandt, daz daz gemeine gueth zimblich Emplößt vndt gellt zum
bawen vonnöthen, daz Er soliche [30 Gulden] bey Erhaltung seiner gellter aus Tyrol dem
gemeinen guoth widerumb Ersetze"121.

Noch im Herbst 1669 entschied der Rat, die Zimmermannsarbeiten an denjenigen Meister zu
vergeben, „welicher der wohlfailiste sein würdt", das günstigste Angebot machen würde. In
derselben Ratssitzung erging die Anordnung, „noch diesen allten mohn " [Monat? Mond?] das
dazu benötigte Holz im Stadtwald zu schlagen128. Aus den frisch geschlagenen Stämmen wurden
im Herbst und Winter die Bauhölzer zugerichtet und im folgenden Frühjahr am Rathaus
verbaut. Für diese Zimmermannsarbeiten wurde Niclaus Soner, Bürger in Herbolzheim, ver-

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