Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
21., 22. und 23. Jahrgang.2001-2003
Seite: 114
(PDF, 49 MB)
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[Maueranker] darein mauren, vnndt so weiths von nöthen, ausbeßeren undt versterken ". Bei
den teilweise oder ganz abzubrechenden Mauern handelte es sich wohl nicht um solche des
Rathausgebäudes selbst, sondern vielmehr um Grenzmauern zu benachbarten Grundstücken.
Diese Interpretation wird unterstützt durch die Unterscheidung im Werkvertrag zwischen
„raths haus mauren" und „wandt". Aus dem Abbruchmaterial („den allda vorhandenen qua-
ter steinen ") sollte das Eck des Rathauses gegen das Gasthaus „Zum wilden Mann " neu aufgeführt
, ausgebessert und verstärkt werden. Da wie gezeigt südlich des Rathauses die Laube
stand, kann mit dem Gasthaus „Zum wilden Mann " nur die heutige „Rathaus-Apotheke" an der
Einmündung der Kirch- in die Hauptstraße gemeint sein. Die Bemerkung, dass die nördliche
Giebelwand des Rathauses „mit Einem dächlin" zu belegen sei, lässt darauf schließen, dass
beim Wiederaufbau vermutlich nicht mehr, wie ursprünglich wohl vorhanden und später
wiederhergestellt, ein Treppengiebel errichtet wurde, sondern ein gewöhnlicher Spitzgiebel,
wie ihn auch eine Zeichnung des Rathauses aus der Zeit um 1860 zeigt131. Vielleicht wurden
damals auch in dieser Giebelwand von Jakob Haug gefertigte neue Bogen- und Fenstergewände
aus Sandstein eingebaut, womit die vom früheren Kenzinger Stadtbaumeister Joachim
Obenaus aufgeworfene Frage nach der Herkunft der „seitlichen einfachen Rundbogenfenster
im Erdgeschoss"134 geklärt wäre.

Ob schon damals auch die „beiden barocken Rundbogenportale"135 anstelle der mittleren drei
der sieben ursprünglichen Bögen in der Erdgeschossfront zur Hauptstraße eingesetzt wurden
und somit die von Obenaus bei der Rathausrenovierung und -erweiterung in den Jahren 1965
bis 1967 anhand des Baubestands festgestellte Zweiteilung in Rathaus und Korn- bzw. Markthalle136
auf den Wiederaufbau nach dem Dreissigjährigen Krieg zurückgeht, lässt sich anhand
der vorliegenden Quellen nicht klären, erscheint aber angesichts der Existenz der Laube wenig
wahrscheinlich. Diese Veränderung des Ursprungsbaus wurde beim Rathausumbau 1965-1967
rückgängig gemacht und die ursprüngliche Bogenzahl entsprechend der von der Fensteranordnung
im Obergeschoss vorgegebenen, siebenachsigen Vertikalgliederung in der Erdgeschossfront
wiederhergestellt137.

Außerdem, so heißt es im Verding weiter, sollten die Maurer "die maueren am scherckhen [vermutlich
Verschreibung für „schneckhen", den an der Rückfront des Rathauses angebauten
Turm für die Wendeltreppe] in die Sechs Eckh bis under den gang auff führen vnndt dan drittens
alles verfertigen, was in vndt vßerhalb des raths hauses kellen vndt hammer vermag, allein
die ojfenfüeß [Ofensockel], thürgestell, keller gewelben vndt tue besetzen [verputzen?, das
Dach decken?], ausgenomben"m. Für die Bauarbeiten am Rathaus wurde übrigens auch ein
Grabstein vom damals noch um die Laurentiuskirche gelegenen Friedhof verwendet, der die
Stadt immerhin 2 Gulden und 6 Batzen kostete: Dies war die Gebühr für die sechs Messen, die
Pfarrer Mathias Hys deshalb zu lesen hatte139. Angesichts der Summe, die die Stadt für den
Grabstein aufwendete, ist davon auszugehen, dass dieser nicht als normaler Werkstein verarbeitet
wurde, sondern vermutlich wegen seiner bildhauerischen Gestaltung als sichtbares Zierelement
Verwendung fand. Möglicherweise erklärt diese Protokollnotiz die Herkunft des an
der nördlichen Stirnwand der heutigen Rathaushalle eingelassenen, spätgotischen und als Ast-
Ornamentik ausgeführte Sandsteinrahmenwerks, in dem heute eine moderne Sandsteintafel mit
Daten zur Geschichte des Rathauses eingelassen ist.

Interessant an dem oben zitierten „verding" ist neben der Nennung des Treppenturms
{„scherkhenfschneckhen") die Bemerkung über die Kellergewölbe, die vom Werkauftrag
ausdrücklich ausgenommen wurden. Ob das so zu verstehen ist, dass diese Arbeit anderen, in
den Ratsprotokollen jedoch nicht genannten Maurermeistern übertragen wurde, muss in Anbetracht
des Fehlens gesicherter Informationen offen bleiben. Falls beim Wiederaufbau des Rathauses
tatsächlich Kellergewölbe aufgemauert wurden, würde dies allerdings bedeuten, dass
damals ein Rathausanbau neu- oder wiedererrichtet wurde. Denn der Hürnheimsche Rathaus-

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