Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
21., 22. und 23. Jahrgang.2001-2003
Seite: 116
(PDF, 49 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/pforte-2003-21-23/0118
get", unter der Bedingung, „dass Er den Platz aufs künfftig Jahr mit Einer newen mauren
vmbfangen: vndt dan Einen schönen ofen in die raths stauben [Stube] mitler Zeit [mittlerweile
] verfertigen solle""'. Offenbar hatte der Rat sich bereitgefunden, das Grundstück dem Kaufinteressenten
ohne zusätzliche Geldzahlung für die genannten Sach- und Arbeitsleistungen zu
überlassen. Dieser Vertrag könnte nebenbei auch die Erklärung dafür sein, weshalb beim Maurerverding
die Ofensockel ausdrücklich ausgenommen wurden. Welches der verschiedenen
Anwesen, die das Kloster innerhalb der Stadtmauern besaß142, hier gemeint ist, und wie es kam,
dass die Stadt Verfügungsgewalt über Wonnentaler Klosterbesitz erhielt, kann hier nicht weiter
verfolgt werden.

Die Schreinerarbeiten in der Ratsstube führten die Schreinermeister Niclaus Christ und Hans
Georg Fux141 aus. Auch Christ war kein Alteingesessener, sondern hatte erst im Februar 1670
vom Rat die Erlaubnis erhalten, sich in der Stadt niederzulassen, wenn er sich in die Zunft einkaufen
würde144. Offenbar wünschte der Rat eine besonders kunstvolle Gestaltung der Ratsstubendecke
, denn nach dem Hobeln der Dielen sollte „Ein Jeder absonderlich [für sich] Ein[en]
Abriß zue der deckhin verfertigen"14'', jeder der beiden Schreiner sollte also seine Vorstellungen
zu Plänen ausarbeiten, von denen der Rat dann einen zur Umsetzung auswählte. Im
„Schreiner-Verding" vom 31. Januar 1671 werden die beiden nochmals genannt; für jede gehobelte
Diele erhielten sie 5 Pfennige, allerdings mit der Bedingung, dass sie nicht sauber gehobelte
Dielen auf ihre Kosten nacharbeiten sollten146. Die Anfertigung der Rathausfenster wurde
den Glasern Hans Conrad Frey147 und Christoff Irßlinger auf ihre vorgelegte Probe hin übertragen
und ihnen pro Fenster - die Stückzahl ist leider nicht genannt - ein Stücklohn von einem
Dukaten zugesagt. Ein Fenster sollte wie das andere sein, „von Farben ahngestrichen mit Fli-
glen [Flügeln] vndt leüffern [?]"14S. Stoffel Irßlinger, „aus Schanberg gepürtig", war ebenfalls
ein neuer Bürger und hatte sich 1667, damals noch als Glasergeselle, in das Bürgerrecht der
Stadt eingekauft149. Der Auftrag über die Fensterbeschläge schließlich wurde dem Schlosser
Melchior Eckhert nach der von ihm vorgelegten Probe zugesprochen150.

Noch im Lauf des Frühjahrs wurde der Innenausbau des Rathauses abgeschlossen. So konnte
die jährliche „Raths besatzung" knapp 33 Jahre nach der Zerstörung der Stadt am 4. Juni 1671
unter Vorsitz des abgeordneten „Commissarius" Johann Heinrich Schmidlin, beider Rechte
Doktor (des weltlichen wie des kanonischen) und der römisch-kaiserlichen Majestät vorderösterreichischer
Regimentsrat, „widerumb das Erste Mahl auff dem New erbawten raths haus "
feierlich vorgenommen und vollzogen werden. Schultheiß war damals noch immer Hans Georg
Jäcklin, der ausweislich der erhaltenen Ratsprotokolle seit dem Jahr 1655 amtierte151. Ihm war
allerdings nicht vergönnt, den wiederaufgebauten Tagungsort des Stadtregiments lange zu
genießen. Eine von Stadtschreiber Reichlin im Ratsprotokoll neben seinen Namen gesetzte
Randbemerkung vermeldet, dass Jäcklin schon zweieinhalb Monate später, am 16. August, verstarb
. In den drei Bürgermeisterstellen wurden Georg Eiselin - laut Ratsbesetzungsprotokoll
des Jahres 1672 Nachfolger Jäckhlins als Schultheiß152 -, der frühere Stadtbaumeister Simon
Gisinger und Friedrich Bader bestätigt. Als die neun „allte Rüth " werden Martin Mayer, Jacob
Wächter, Hans Som, Daniel Viel, Gallus Fröhlich, Adam Koch, Franz Mayer, Michel Wagner
und Andreas Wuocherer genannt, und als die vier ,^Zunnjftmaister So durchs Jahr den rath
besitzen", Daniel Hetzel, Johannes Gerster, Lorenz Oxner und Michel Keyser'".

Die damals bei der Ratsbesetzung in feierlich-festlicher Stimmung versammelten Amtsträger
und Bürger - die Räte und Zunftmeister unter ihnen gemäß Ratsbefehl vom März 1669 „wie
von allters hero gebräuchig" mit ihrer „seithen wehr" [Degen] gegürtet - konnten nicht ahnen,
dass ihre Stadt 1675, nur vier Jahre später, im Holländischen Krieg durch französische Truppen
abermals schwer zerstört werden würde155.

Während der Drucklegung dieses Beitrags ergab sich für die Stadt Kenzingen die einmalige
Gelegenheit, einen von privater Seite als Flohmarktfund angebotenen originalen Siegelstempel

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