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freunden. In die Kostenrechnung der Sanierungsarbeiten flössen Gelder der staatlichen Denkmalpflege
, Mittel des Vereins und natürlich auch des Eigentümers.
Bereits 1985 begannen die Aufmaße vor Ort, ein Bestandsplan entstand. Wichtig für alle
zukünftigen Arbeiten war ein ungehinderter Zugang zur Kernburg, der auch für den Transport
von Maschinen und Material geeignet sein musste. Der alte Brückenpfeiler der ehemaligen
Zugbrücke stand noch im Graben, musste nur stabilisiert werden und trägt seit Anfang 1988
die neue Brücke. Nach Jahrhunderten betritt der Besucher die Burg nun wieder über den alten
Weg, nämlich über Vorwerk und Brücke.
Unten, am Beginn des Grabens der Westseite, fand man Reste einer Mauer, die einst den
Zugang in den Graben versperrte. Bereits im Jahr 1987 begannen die Arbeiten an der Südmauer
. Hier drohte ein hohes Mauerstück abzustürzen. Das inzwischen gesicherte Mauerstück
begrenzt das daneben befindliche Saalfenster. Weiterhin restaurierte man ein völlig seiner
Gewände beraubtes, ausgebrochenes Fenster und die Öffnung für einen ehemaligen Aborterker
, welcher heute wieder seine beiden Konsolsteine besitzt.
Als nächsten Schritt galt es, die mächtige Schildmauer auf der Ostseite der Burg mit ihren
Anschlüssen zu sanieren. Die Arbeiten begannen 1991. Die Schildmauer hat eine Stärke von
3,30 m! Die Fensteröffnungen in dieser Wand waren sehr weit ausgebrochen, alle Architekturteile
entfernt, die Fugen zwischen den Steinen ausgewaschen, die Mauerkrone stark zerklüftet
und meterdick mit Humus bedeckt und mit Fliederbüschen bewachsen.
Doch die Innen- und Außenseite dieser Ostmauer enthält sehr viele Bauspuren, etwa: Balkenlöcher
, Mauerkanäle, Kragsteine für Balken, Maueransätze, Wandnischen ehemaliger Wandschränkchen
sowie einen breiten, heute fachgerecht ausgemauerten Kaminzug. Auch die verwendeten
Steine und Steinlagen sind von Bedeutung. Aus diesem Grund wurde die Innen- und
Außenseite vor der Sanierung fotogrammetrisch abgebildet und dokumentiert, eine Methode,
bei der zwei Stereo-Fotokameras die Mauerflächen Abschnitt für Abschnitt exakt aufnehmen.
Anschließend erfolgte das Ausfugen, Auffüttern und Sichern der Mauer durch eine Baufirma.
Seit 1998 steht dieses mächtige Bauwerk mit seiner in die alte Form gebrachten Oberfläche
nun wieder vor uns, mit historisch nachvollziehbaren, von Sandsteingewänden gerahmten
Fensteröffnungen. Eine Maueröffnung nach Osten, in der sich ein weiterer Aborterker befand,
besitzt wieder ihre beiden Konsolsteine. Die Mauerkrone ist an ihrer Oberseite flach abgeschlossen
und auf 2,50 m Breite begehbar. Von hier aus sind die einzelnen Abschnitte des einstigen
Rondells und darüber hinaus die weite Landschaft in alle Himmelsrichtungen gut sichtbar
. Man schaut über die Schwarzwaldvorberge im Osten, die Breisgauer Bucht im Süden, den
Kaiserstuhl, und bis zu den Vogesen mit all ihren Dörfern und Burgen.
Ein Wort zum verwendeten Mörtel: Eine Mischung aus Trass-Kalk und Trass-Zement mit
einem Zusatz feinen gelben Sandes ergibt eine Masse, die nach Farbe und Eigenschaft (langfristige
Elastizität' dem ursprünglichen Mörtel nahe kommt. Wie viele Burgen besaß auch die
Lichteneck einen Außenverputz. Bei der Restaurierung wurde darauf verzichtet. Nur vorhandene
historische Teilbereiche wurden so konserviert.
Schwierig gestaltete sich für die Restauratoren die Beantwortung der Frage: Wie sah die Nordwest
-Ecke der Kernburg aus? Manche Besucher erinnern sich noch an die einstige Halde an
dieser Stelle. Bei den Sprengungen der Burg durch die französischen Eroberer im Jahre 1675
ist dieser Teil gänzlich abgegangen, es konnten auch im Boden keine Spuren von Fundamenten
gefunden werden.
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