http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/pforte-2003-21-23/0207
Wenden wir uns nun der Kernburg, dem Rondell, zu. Der alte Brückenpfeiler trägt die neue
Brücke, welche in etwa lim Höhe über dem Graben in die Burg hinein führt. Der Burgplatz,
den wir nun betreten, hat eine Ausdehnung von etwa 31m (Nord-Süd) auf 34 m (Ost-West).
Von einem Torbau findet sich nichts mehr. Auch die Westseite und Teile der Südmauer sind bis
auf die Futtermauern verschwunden. Grabungen haben Grundmauern eines Turmhauses als
Vorgängerbau erschlossen, das sich längs der Schildmauer hinzog, sich quasi hinter dieser
dicken Mauer versteckte. Dazu gehört der Keller, zu dem vom Burghof eine Treppe hinabführt.
Im südlichen Teil besaß der Keller, dem sich nach Norden ein Gewölbe anschließt, eine Balkendecke
. Drei kleine Fenster ließen Licht und Luft in diese Kellerräume. Das südlichste Kellerfenster
wurde später grob zu einem provisorischen Burgzugang erweitert.
In diesem südöstlichen Teil lässt sich der Besucher nun durch eine zweite Sensation überraschen
: Beim Bepflastern des Burginnenhofes stieß der Archäologe Dr. Heiko Wagner auf Reste
eines Lichtschachtes, der wohl einem spätmittelalterlichen Wohnturm zugeordnet werden kann
- der Ursprung der Festung (die Maße sind ca. 8 x 9 m)?
Schauen wir nun zurück: Zur Demolierung des Rondells 1675 gehörte natürlich auch die Zerstörung
der Zugbrücke. Man errichtete daraufhin hilfsweise eine schmale Rampe, die sich aus
der Grabensohle heraus um die östliche Außenwand der Burg zieht und zu diesem provisorischen
Eingang führt. Konsolsteine in der aufragenden Schildmauer verraten, dass hier fünf
Stockwerke übereinander lagen.
Kehren wir in den Burghof zurück. Zwei weitere Maueröffnungen zeigen sich Richtung Osten:
Ca. eineinhalb Meter über dem Burghofniveau sehen wir eine geräumige, spitzbogige Mauernische
mit im 19. Jahrhundert umgearbeiteten Sandsteingewänden und daneben die Öffnung
eines Aborterkers. In der Süd-Ost-Schräge der Außenmauer befindet sich ebenfalls ein Fenster.
Ein zweites sowie ein Erker mit Konsolsteinen sind im Rest der Südmauer erhalten. Die Kontur
dieser Mauer lässt weitere Fensterreste erkennen. Im Erdgeschoss des Gebäudes auf der Südseite
befand sich die Küche mit der Feuerstelle unter einem doppelten Kreuzrippengewölbe.
Fragmente dieses Gewölbes sind gefunden worden. Hier beginnt eine schmale, aus Stein
geschaffene Abflussrinne, die durch die Westmauer nach außen führt. Eine weitere, breite Wasserrinne
, ebenfalls aus Stein sorgfältig gearbeitet, liegt noch im Bereich des Hofes. Vielleicht
diente sie dazu, Regenwasser von Hof und Dächern in eine Zisterne außerhalb zu führen. Reste
eines zweiten Treppenturms fand man an der Süd-West-Seite des Hofes am "Küchenbau".
Auch auf der Westseite standen Gebäude. An einem Eck sind noch einige Buckelquader erhalten
, ein Hinweis dafür, dass es sich hier um ein herrschaftliches Gebäude handelte, möglicherweise
stauferzeitlich. Somit schlössen die Gebäude einen zentral gelegenen, kleinen Burghof
ein. Die Fassaden auf der Süd- und Westseite waren auf Grund ihrer Höhenlage weniger durch
Beschuss gefährdet als jene im Norden und Osten und enthielten sicherlich einige Fenster. Der
Blick aus diesen Fenstern gewährte einen weiten Blick in den Breisgau und über den Rhein bis
hin ins Elsass, eine Ansicht, die auch heutige Besucher noch verzaubert.
Anmerkungen
1 Langfristige Elastizität: Nach neuesten Bauforschungen erhält ein Kalkmörtel seine größte Festigkeit
unter Beibehaltung gewisser Dehn- und Schrumpfeigenschaften nach ca. 900 Jahren. Siehe auch: Römisches
"opus cemetitium" in Bauwerken der Klassik, z.B. den "Pont du Gard" in Südwest-Frankreich -
heute noch begeh- und befahrbar.
2 Das Motiv "Samson und der Löwe", hier dargestellt als mit Stulpenstiefeln bewehrter Ritter mit wallendem
Zauberhaar, war ein beliebtes renaissancezeitliches Thema und wurde in zahlreichen variierenden
Abbildungen (bes. Holzschnitten) ausgeführt.
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