Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
21., 22. und 23. Jahrgang.2001-2003
Seite: 210
(PDF, 49 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/pforte-2003-21-23/0212
Vermutlich handelt es sich um Schießkammern, deren vordere Brüstungsmauern mit den
eigentlichen Schießscharten für Büchsen oder kleine Kanonen ausgebrochen sind. Von ihnen
aus konnten der Zugang im Norden überwacht und Angreifer beschossen werden.
Einige Erdterrassen im Wald noch weiter nördlich dürften eher landwirtschaftliche Flächen als
Schanzanlagen darstellen. Direkt östlich neben den Schießkammern ist eine Toranlage anzunehmen
; ob dieser ein Graben vorgelagert war, ist heute nicht mehr zu erkennen.
Dieses große äußere Vorwerk gliedert sich in zwei Ebenen. Die untere Ebene (Abb. 4, Nr. 2)
bildet den Zugang weiter nach Süden; hier ist heute der Grillplatz mit den Sitzbänken angesiedelt
. Im Wald finden sich unterhalb der Terrassenkante einige Reste der westlichen Begrenzungsmauer
(Abb. 3) dieses Vorwerks. Über
die Innenbebauung, von der eine optimistische
Zeichnung von R. Kiewat' vorliegt, ist bisher
nichts bekannt. Dem Vernehmen nach wurden
vor wenigen Jahrzehnten durch Abschiebungen
Baureste auf dem unteren Plateau beseitigt
.

Auch das höher gelegene Plateau (Abb. 4, Nr.
3) östlich des Grillplatzes, das heißt nordöstlich
der Kernburg, muss in das Verteidigungskonzept
dieses Vorwerkes einbezogen gewesen
Abb. 3: Westlicher Rand des äußeren Vorwerkes sein. Der Hügel wird heute als Weinberg
(beim Grillplatz). Mauerstück im Wald (Blick von genutzt und überragt die Kernburg, die auf
Westen), einem tiefer liegenden Kalksteinsporn errichtet

wurde. Indiz für eine Nutzung und Befestigung
des Hügels sind Funde von Ziegeln auf dem Plateau. Das hochliegende Plateau konnte auf
Grund seiner Lage und Höhe nicht unbefestigt belassen werden; von ihm aus hätte die Burg
beschossen werden können. Vielleicht waren hier nur Verschanzungen aus Erde und Holz
angelegt und in Kriegszeiten Geschütze aufgestellt. Die Ziegelfunde deuten jedoch auf festere
Baulichkeiten hin.

Die oben erwähnten, tonnengewölbten Schießkammern, etwa 80 bis 90 m nördlich des äußeren
Grabens, dürften etwa ins 16. Jahrhundert gehören. Es ist zu vermuten, dass hier auch
schon im Mittelalter eine Vorburg bestand. Die Form mit den beiden Plateaus erinnert an die
Vorburg der Burgruine Diersburg in der Ortenau. Die Vorburg könnte Wirtschaftsgebäude wie
Ställe, Scheunen und vielleicht eine Schmiede aufgenommen haben. Für diese notwendigen
Bauten bot die relativ enge Kernburg wenig Platz. Über ihre Form und Bebauung ist nichts
bekannt; spätmittelalterliche Scherben könnten auf die Existenz dieser Vorburg hindeuten. Sie
könnte mit schwächeren Mauern oder Wällen mit Palisaden befestigt gewesen sein. Ganz generell
sind die Vorburgen am Oberrhein bisher schlecht erforscht und nur schwer zu beurteilen.

Den südlichen Rand des äußeren Vorwerks bildet im Westen (am Rand des Grillplatzes) ein
Grabenstück (Abb. 4, Nr. 4), dessen Fortsetzung nach Osten unklar ist. Das obere Lössplateau
wird nach Süden durch eine steile Böschung begrenzt.

Am nördlichen Rand des äußeren Grabens, unterhalb des heutigen Gittertores, kam beim Ausräumen
neuzeitlichen Abfalls Füllmauerwerk (Abb. 4, Nr. 5) zutage. Es gehört zu einem Auflager
für eine Brückenkonstruktion, vermutlich eine Zugbrücke. Der Mauerklotz maß mindestens
2,75 m Länge auf mindestens 1,45 m Breite. Ein weiteres, inzwischen hochgemauertes
Mauerstück von mindestens 2,60 m Länge und 0,96-1,25 m Breite mitten im Graben stammt
von einem Brückenpfeiler (Abb. 4, Nr. 6). Mit ihm korrespondiert ein Loch außen in der Nordwand
des Vorwerks; ein schräger Mörtelabdruck in dieser Aussparung könnte auf einen diagonal
nach oben aus der Mauer ragenden Balken hinweisen, der ebenfalls zu einer Auflagekonstruktion
der Brücke gehören dürfte.

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