Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
21., 22. und 23. Jahrgang.2001-2003
Seite: 225
(PDF, 49 MB)
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Gewölbe würde möglicherweise den Kellerabgang stören und auch einen Treppenaufgang ins
Obergeschoss, den man hier gut unterbringen könnte, erschweren. Zum Gebäude gehört auch
ein Treppenturm an der nordwestlichen Ecke; in den Sockel des Treppenturms mit eingebaut
ist eine Sandsteinrinne, die offenbar das Regenwasser der Dachtraufe des "Küchenbaus" auffangen
und nach Westen ableiten sollte (Abb. 20; Abb. 23).

Der Treppenturm und die große Dicke der Nordwand (im Fundament 110-120 cm, im Aufgehenden
1 m) deuten mindestens auf eine Zweigeschossigkeit des "Küchenbaus". Im oberen
Teil könnte man sich Gesindewohnungen vorstellen, dafür spricht, dass offenbar vom Küchenbau
aus kein direkter Zugang in den Palas führte (was auch den Brandschutz erleichterte);
jedenfalls ist im erhaltenen Mauerteil kein alter Durchbruch erkennbar.
Der neue Palas und der "Küchenbau" wurden gleichzeitig im 16. Jahrhundert erbaut und gehören
einer gemeinsamen Bauphase an.

Phase 4: Im späteren 16. oder 17. Jahrhundert erfolgten anscheinend nur wenige Baumaßnahmen
; jedenfalls schlagen sie sich im erhaltenen Baubestand kaum nieder. Es handelt sich um
eine in Ost-West-Richtung verlaufende Zwischenwand im nördlichen Teil des Palas. Vielleicht
wurde auch eine leichte Wand (Steinblöcke mit Fachwerk?) im Westteil des nördlichen Vorwerks
, auf seinem unteren Niveau, in dieser Zeit erbaut.

Sämtliche Aussagen zur Baugeschichte bleiben grob. Es lassen sich kaum genaue Zeitdaten für
die Errichtung einzelner Bauteile ermitteln. Ursache sind u.a. das Fehlen von Schriftquellen
zum Baugeschehen und das Nichtvorhandensein datierbarer Hölzer. Außerdem ist der Baubestand
durch die Zerstörung von 1675, den nachfolgenden Steinraub sowie durch ältere Restaurierungen
so weit reduziert, dass sich bestimmte Umbaumaßnahmen im oberen Teil der Gebäude
nicht mehr erkennen lassen. So entfällt auch die Möglichkeit einer stilistischen Datierung
durch Tür- und Fenstergewände sowie Wappen und Inschriften.

Die Funde

Die während der gesamten Bauarbeiten und durch zahlreiche Begehungen geborgenen Funde
bieten einen Eindruck vom Leben in der Burg. Das Fundspektrum beginnt in der zweiten Hälfte
des 13. Jahrhunderts und korrespondiert gut mit der von Karl-Bernhard Knappe aus den
Urkunden und dem historischen Kontext ermittelten Gründungszeit8. Ältere Hypothesen
(zuletzt noch von Meinrad Schaab 2000!)9 über eine Burg Lichteneck im 12. Jahrhundert finden
weder in den Schriftquellen noch im Fundspektrum eine Stütze.

Die Funde umfassen vor allem Keramik- und Ofenkachelscherben. Ein Teil einer Buchschließe
ließ sich in seiner Verwendung zeichnerisch rekonstruieren (Abb. 32). Der Verlust des zugehörigen
Buches ist sehr zu bedauern ...

Einige Keramikscherben an verschiedenen Stellen des Hügels deuten außerdem auf eine Siedlung
der Urnenfelderzeit (Stufe Hallstatt B, um 1000 v. Chr.) hin. Eine einzelne, an den Buchkanten
stark verwitterte (vielleicht umgelagerte) Terra-sigillata-Scherbe lässt noch keine weiteren
Schlüsse zu; Terra sigillata ist das mit feinem Glanzton überzogene, rot gebrannte Tafelgeschirr
der Römer. Eine Siedlungskontinuität zwischen diesen einzelnen Perioden besteht auf
dem Bergsporn jedenfalls nicht.

Abschließend ist dem Burgbesitzer Gerhard Flemming, dem Architekten Rolf Brinkmann, Dr.
Peter Schmidt-Thome und den Arbeitern für die Unterstützung der Untersuchungen und anregende
Diskussionen zu danken.

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