Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
24. und 25. Jahrgang.2004/2005
Seite: 11
(PDF, 30 MB)
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sich nicht vor, wie wichtig sich Marcel [Deckname für die Deutschen] hier vorkommt. Man
sieht ihn überall, alles gehört ihm. So weit war es in Toulouse nicht. [...] Machen Sie sich
keine Sorgen um mich: Alles ist bestens. [...] Mit tausend Küssen an Sie beide. Bewahren Sie
meine Briefe auf. Die werden mir später Spaß machen ...8, meint er mit hellseherischem Weitblick
.

PASSIERSCHEIN

Denn die Briefe wurden
tatsächlich aufgehoben
und Jose Cabanis hatte

nicht nur das Glück, sie IfijffiÜ

später wieder lesen zu

können, er veröffentlichte ™ /~s t

sie auch im Jahre 1999 Der/Die ___________jf Cj \Q 0 0 t _______________

zusammen mit den i_e / La

Antworten seiner Eltern Jst berechtigt, die Generai-Krien-Kaserne

und seinen 1998 ver- est antoris«(e) d'entrer a Sa General-Krien-Kaserne

fassten Kommentaren ^ ftp ^n ffl^ bis___3Q J[!j|. 1941,

unter dem Titel: Jose 1<5 —fc-f)ü>Jn— jusWa

zu betreten. ,■{<-, ; js *'reutteutsches Rotes Kreuz

1 ?ar A WON

Cabanis de l'Academie
francaise, Lettres de la
Foret-Noire, 1943-1998.

Tourner s.v»p.!

IMterschüHft <J4r Wache Bitte wenden!

In den Stellungnahmen

zu seinen Briefen werden Abb 4. Cabanis- passagierschein (Laisser-Passer)
Aussagen des jungen Studenten
aus der Sicht des gereiften Schriftstellers und angesehenen Mitglieds der Academie
francaise (vgl. 56) kommentiert, ergänzt, berichtigt, erklärt. War zum Beispiel die Begeisterung
der jungen Leute im Zug echt oder handelten sie wie das Kind, das laut singend in den Keller
geht, weil es sich vor der Dunkelheit fürchtet? Cabanis beantwortet diese Frage so: Mit diesem
Brief begann der kleine Schwindel, den ich ihnen [den Eltern] schuldete: «Alles ist bestens».
Die Abreise glich einem Fest. [...] Man sang und lachte. Es war zum Teil echt: Wir waren
knapp über 20 Jahre alt, und wir kannten uns fast alle schon lange. Vielleicht auch machten
wir ein wenig auf Ausflug aufs Land mit Freunden, weil wir nicht als Feiglinge gelten wollten.
Die erste Nacht in diesem Zug, der uns nach Norden brachte, das Erwachen früh am Morgen,
der Zug, der immer weiterfuhr, und von dem man wußte, daß nichts ihn vor der Grenze anhalten
würde und auf der anderen Seite eine unbekannte Welt, all das hat die Sache geändert: Man
lachte nicht mehr, man schaute sich stumm an. Deshalb konnte ich „Die Kartause von Parma"
lesen. Ich weiß nicht, ob meine Eltern diesen Wandel gespürt haben.

Am folgenden Nachmittag begannen wir zu verstehen. Die Hitze und die Sonne waren
erdrückend. Man hat uns ganze zwei Stunden lang auf dem Boden sitzend, gegen unser
Gepäck gelehnt, ohne Erklärung und auch ohne etwas zu trinken warten lassen. Man hatte
sich nicht nach unserer Identität erkundigt, nur unsere Anzahl war wichtig, und man hatte
uns gezählt. In diesem Augenblick wurde - mir wenigstens - klar, daß wir von nun an eine
Herde waren, die dem Feind geliefert wurde. Ich hatte mir vorgestellt, daß man Namen
aufrufen würde, daß es eine Liste gäbe - nichts dergleichen. Es gab keinerlei sichtbare
Verbindung zwischen der Vichy-Regierung (2), von der wir zwei Jahre lang nichts mehr
hören würden, und den Deutschen, die unsere Lieferung in Empfang nahmen. Die Menge
standfest: soviel „Stück", wie sie sagten.

Cabanis, Lettres, S.12 f.

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