Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
24. und 25. Jahrgang.2004/2005
Seite: 29
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Abb. 13: Rheinüberquerung bei Weisweil

Erste Kriegsgefangene kamen nach Kenzingen: Polnische und französische Soldaten waren
gemeinsam im Rathaus untergebracht. Sie arbeiteten im Straßenbau und vor allem in der Landwirtschaft
.62 Nach dem Angriff auf die Sowjetunion im Juni 1941 wurde für russische Kriegsgefangene
beim Bahnhof ein Lager aus Wellblechbaracken angelegt. Diese Gefangenen
arbeiteten vorwiegend - unter strenger Bewachung - in Rüstungsfabriken. „Im dritten Kriegsjahr
1941/42, zur Zeit der größten Machtentfaltung Hitlers, der deutschen Kriegserklärung an
die USA, aber auch der ,Wende vor Moskau'"63, trafen auch Deportierte und zwangsverpflichtete
russische Frauen in Kenzingen ein, und schon ab 1941 wurden Vorbereitungen für
die Abwehr von Luftangriffen getroffen. 1942 verstärkte man diese Maßnahmen, und im
Krankenhaus, dem Amtsgericht, der Volks- und Realschule, im Keller der Städtischen Kinderschule
, im ehemaligen Finanzgebäude in der Freiburger Straße, im Kreisaltersheim und in Privatkellern
wurden Luftschutzräume eingerichtet. Ebenfalls aufgrund der steigenden Gefahr
von Luftangriffen versah ein Freiburger Tapezierer die Kirchenfenster der Laurentiuskirche
fachgerecht mit Verdunklungspapier. Beim Anflug feindlicher Geschwader flüchtete die durch
Sirenengeheul gewarnte Bevölkerung in Schutzräume und Keller, deren Fenster mit Sandsäcken
verbarrikadiert waren. Nicht selten läutete auch die große Glocke von 1680 Alarm; sie
hatte wegen ihres hohen Alters und der Schwierigkeit des Abhängens nicht - wie die übrigen
Glocken der katholischen Kirche - (vgl. 27) an die Rüstungsindustrie abgeliefert werden
müssen. Ab Januar 1943 wurde die britische Luftwaffe von U.S.-Bombern unterstützt, und
die Verbände, die Kenzingen in Richtung Reichsgebiet überflogen, wurden immer stärker.
Noch überflogen sie die Stadt nur.

Aber Frauen und Kinder aus dem Gebiet des Deutschen Reiches, insbesondere aus Dortmund
und Wanne-Eickel, die bis Februar 1945 in Kenzingen Unterkunft und Schutz vor Fliegerangriffen
fanden, zeugten von der Wirksamkeit alliierter Luftangriffe. Kenzinger hoben Splittergräben
(22) aus, und der alte Dorfbach durch die so genannten Gänsmatten wurde zu einem
Lauf- und Schutzgraben für die Bevölkerung und die Arbeiter der Firma Kaiser-Apparate-Bau.
Dort und in den anderen Fabriken stellten nun Gefangene, Zwangs- und Fremdarbeiter,
Deportierte, russische Frauen, deren Lager im Salmensaal eingerichtet war, und Kenzinger
Frauen und Mädchen Rüstungsgüter her. In der ehemaligen Firma Wöhler am südlichen Ortsausgang
(heute Reihenhäuser) waren dies optische Geräte. Zeitzeugin Lienhart erinnert sich an
den gemeinsamen Weg zur Arbeit mit Etienne, einem der zahlreichen dort beschäftigten
französischen Fremdarbeiter, die privat in Kenzingen wohnten, sich frei bewegen durften und
bei der Auslagerung der Firma nach Meßkirch mitgenommen wurden.

1944 wurden in der Stadt vorsorgliche Maßnahmen für eine spätere Evakuierung der Zivilbevölkerung
erwogen. Endlose Bomberstaffeln der Westmächte überflogen Kenzingen in

>2 Zeitzeugin Rita Singler am 29.10.2002.
B Bücheler, Mögen andere Krieg führen, S. 2.

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