Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
24. und 25. Jahrgang.2004/2005
Seite: 63
(PDF, 30 MB)
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auch nur den geringsten Flugzeuglärm gehört hätten. Wir stürzten uns in den Keller. Ungefähr
sechzehn Bomben fielen. Dann sind wir bis in die Hügel gerannt, und als wir uns wieder in
Kenzingen einfanden, war die Zeit des Rendezvous [mit Anna] vorbei. Das Krankenhaus ist
fast völlig zerstört. Im Garten ist ein riesiges Loch von ungefähr zehn Metern Durchmesser und
sechs Metern Tiefe. Eine Bombe ist mitten auf die Gebäude gefallen. Der Kirchplatz sieht verheerend
aus. Aus den Häusern dort ist heute Morgen noch Qualm aufgestiegen. Beim Bahnhof
kann man die Bombentrichter nicht mehr zählen, denn diese Gegend ist seit langem ein Ziel.
Vier oder fünf Tote.161

Abb. 32: Haus Buchdrucker Bühler,
13.2.1945

An diese unheilvollen Kriegstage vom 2. zum 4. März 1945 erinnert sich Jose Cabanis noch
im Mai 1975 besonders lebhaft, und rückblickend schildert er die seelische Verfassung derer,
die vor den Bomben Schutz suchend, ihr Leben in Gefahr wissen. Das sind zwei Tage, die mir
sehr gegenwärtig sind. Wir waren im winzigen Keller des Gasthauses „Engel" zusammengepfercht
, während um uns herum das dumpfe und schwere Geräusch einer einschlagenden
Bombe nach der anderen folgte. Da schrumpft die Welt zusammen auf diesen engen Raum,
in dem man kauert, und alle Probleme, die die Menschen beschäftigen können, verschwinden.
Die einzige Frage, die ich mir in aller Ruhe stellte, war: Wird die nächste Bombe dieses Haus
treffen, das selbstverständlich einstürzen wird? Das ist vielleicht das, was man als einen letzten
Gedanken bezeichnet, der nichts Ergreifendes an sich hat, der im Gegenteil ganz praktisch
und einfach ist. So also kann man im Krieg sterben, ohne jegliche Angst, wenn man sich
schließlich an die Bombenangriffe gewöhnt und sich mit ihnen abgefunden hat. Ist die Bombe
vorbeigeflogen, spielt man anschließend Bridge.^1

161 Cabanis, Les profondes annees, S. 265.
ISJ Ebd., S. 267.

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