Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
24. und 25. Jahrgang.2004/2005
Seite: 68
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Abb. 50: Hauptstraße, damals Adolf-Hitler-Straße. Hinten links das Cafe Frank (heute Cafe Bilharz).

ihm gestattet hätte, für sie Feldarbeit zu verrichten. Als dies bei den anderen Franzosen bekannt
wurde, versuchten sie ihr Glück auf dieselbe Weise und zeigten Adressen von Kenzingern vor,
die sie gerne in der Landwirtschaft angestellt hätten. Das war der Behörde zu viel, und sie
entschied, die jungen Leute alle, ohne Ausnahme, zum Arbeitseinsatz zu schicken. Also liegen
sie jetzt um drei Uhr im Wäldchen hinter dem Friedhof auf ihrem Gepäck, während ganz in der
Nähe eine Kanone feuert. Um fünf Uhr müssen sie noch einmal zum Arbeitsamt, und am
Abend bringt ein Zug sie nach Freiburg-Zähringen. Dort schlafen sie im Gang einer Schule auf
Holzwolle.

Nach einer schlechten Nacht wacht Jose gegen fünf Uhr morgens auf. Er hat Heimweh nach
Kenzingen, nach Paula und Anna, und vergeblich versucht er, die Erinnerung an letztere
dadurch weniger schmerzlich zu gestalten, dass er sich unangenehme Momente ins Gedächtnis
zurückruft. Was bleibt, sind Trauer über den Verlust des Gewesenen und Angst vor der Zukunft
. Aber er behält seinen tapferen Willen, nicht schwach zu werden oder zu verzagen.
Besonders schwierig wird dies, als sie zu Fuß ihr schweres Gepäck durch die Ruinen der Stadt
Freiburg nach Bollschweil schleppen müssen. Zum Glück gibt es einige mitleidige Autofahrer,
die bereit sind, sie streckenweise mitzunehmen. Manchmal schlafen sie wie Landstreicher am
Straßenrand auf ihrem Sack und Pack.

Diese Erfahrung des Lebens eines ausgestoßenen, aller menschlichen Würde beraubten Rechtlosen
hat den jungen Menschen Cabanis tief getroffen und bewegt. Wie er in seinem Kommentar
vom Mai 1975, 30 Jahre später ausführt, war sie ein Erlebnis, das sein Leben, seine Ein-

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