Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
24. und 25. Jahrgang.2004/2005
Seite: 89
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Abb. 62: In den Hügeln über Kenzingen

Erinnerung fortbestand. Jetzt ist es Deutschland, das weit weg von mir ist und nach dem ich
paradoxerweise lange Heimweh hatte. Ich war wieder dort: Überall wurde gebaut, Kenzingen
war kein Dorf mehr, lärmende Autos überall. Man war nicht mehr vom Krieg erdrückt, sondern
der Wohlstand blühte. Keine Kühe mehr, die einen Holzkarren zogen, sondern brandneue
amerikanische Schlepper. Ich hatte kein Verlangen mehr, die Hügel und den Wald wiederzusehen
, oder ich habe es nicht gewagt.2™

Dabei waren es gerade die Hügel und Wälder um Kenzingen, in denen er Ruhe und Zuflucht
gefunden hatte. Hier hatten sich seine Augen für die Wahrnehmung der Natur geöffnet; er sah,
was er vorher nicht bemerkt hatte. Alle Sinne beteiligten sich und erschlossen ihm neue, nie
erträumte Erfahrungen: das Erkennen und Genießen landschaftlicher Schönheit, den Reiz der
wechselnden Tages- und Jahreszeiten, die verschiedenen Stimmungen, Farben und Formen, die
Geräusche, die Stille. Zum ersten Mal entdeckte ich die Schönheit der Welt.139 Er wunderte
sich, dass er zuhause, wo er ja auch auf dem Lande gelebt hatte, nicht für die Natur empfindsam
geworden war, und er fühlte sich wohl auf diesem kleinen, begrenzten Fleck Erde im
bezaubernden Land Baden24", wie er Ende 1974 rückblickend schrieb.

Er mochte auch die deutsche Sprache, die er in der Schule gelernt und deren Gebrauch er
während seines Aufenthaltes vervollkommnet hatte, bis die Leute fanden, dass er sie perfekt
beherrsche. Cabanis selbst äußerte sich kritischer zu seinem Umgang mit dem Deutschen,
dieser Sprache, die ich so sehr lieben sollte, ohne sie je richtig zu sprechen241, wie er bedauernd
einschränkte.

Nicht nur das korrigierte Bild von Deutschland und die vertiefte Kenntnis seiner Sprache, die
wunderbare Entdeckung der Natur, die freundschaftliche Bindung an Kenzingen und seine

218 Cabanis, Les profondes annees, S. 228.

231 Ebd., S. 206.

:J0Ebd., S. 171.

:jl Cabanis, Lettres, S. 20.

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