Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
24. und 25. Jahrgang.2004/2005
Seite: 97
(PDF, 30 MB)
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Nina arbeitete damals, seit August 1941, als die Deutschen gekommen waren, als Hilfe auf der
zahnärztlichen Station in einem deutschen Lazarett, nachdem sie vorher in einem russischen
Lazarett Krankengymnastin gewesen war. Zwei Monate danach, Hans hatte mittlerweile Ninas
Mutter, eine resolute Schulleiterin, kennengelernt und ihr Vertrauen erworben, verkündete
Nina eines Tages, dass sie nach Deutschland fahren müsse. Ende 1942 waren die Deutschen,
auch die Kompanie, in welcher Hans diente, auf dem Rückzug und nahmen dabei alle jungen
Leute mit, indem sie diese zum Arbeitsdienst in Deutschland verpflichteten.

Da entschloss sich Hans, seine Nina nicht irgendeinem Sammeltransport anzuvertrauen, sondern
sie selbst mitzunehmen auf seinem Zehntonner Lastwagen mit Chauffeur. „So reden
Knaben", war zunächst Ninas Antwort, als sie
von dieser Absicht erfuhr. Als jedoch ihre
Mutter ihr die Erlaubnis gab, mit Hans zu
fahren, willigte sie in das Abenteuer ein, das
nicht weniger gefährlich war als eine Reise
mit dem Zug in jenen Tagen. Der Winter
stand bevor, die Fahrt dauerte fünf Monate.
Nina hatte ihre Papiere und einen Koffer mit
einigen Kleidern und Schuhen als Gepäck
mitgenommen. In der Nacht der Abfahrt
versteckte Hans sie in seinem Laster unter
Zeltplanen. Der Chauffeur und einige Kameraden
waren eingeweiht und spielten mit.
Die ganze Kompanie fuhr - streckenweise
auf Züge verladen - nach Holland. Nina
blieb die gesamte Zeit in ihrem von Hans
geschickt eingebauten Versteck. Nach drei
Wochen in Holland, während derer Nina bei
Privatleuten untergebracht war, erhielt Hans
Heimaturlaub.

Freundliche Holländer berichteten dem
Paar, wie es möglich wäre, bei Cleve durch
ein Loch im Zaun unbemerkt die Grenze zu
überqueren. Auch hier half die gute Fee den
beiden, und nach einem Fußmarsch von 20
km durch einen finsteren Wald erreichten
sie Cleve, von wo der Zug sie nach Köln,
Heidelberg und schließlich um sechs Uhr
abends nach Kenzingen brachte. Als Rosa
ihren Sohn Hans erblickte, glaubte sie, sein
Geist sei ihr erschienen. Seit Monaten hatte
sie nicht mehr die geringste Nachricht von
ihm erhalten. Sie drückte ihn an sich und
war überglücklich.

Dann stellte Hans seine Braut vor, die er aus
dem fernen Kaukasus mitgebracht hatte,
und alle freuten sich und waren froh über
das gute Ende des langen und gefährlichen
Abenteuers. Gleich am nächsten Tag ging

Abb. 64: Das Hochzeitspaar Nina und Hans

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