Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
24. und 25. Jahrgang.2004/2005
Seite: 119
(PDF, 30 MB)
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nien verlaufe und eine Gesamttiefe von bis zu 50 km erreiche, stehe das deutsche Volk in
Waffen. Hitler versichert, er habe diese gewaltigste Anstrengung aller Zeiten gemacht, um
dem Frieden zu nutzen."294

25 Erstes Haus in Brand geschossen

Die Zeitzeugin Martha Fleig berichtet: „Unser Haus war das erste in Kenzingen, das von den
Jabos (vgl. 26) in Brand geschossen wurde, danach begann für Kenzingen der Krieg. Jabos hatten
von Kühen und Pferden gezogene Öhmdwagen (Öhmd: zweiter Grasschnitt, getrocknet)
auf der Straße für getarnte Militärfahrzeuge gehalten und beschossen, und beim Beschuß
wurde auch das Dach unseres Hauses getroffen und geriet in Brand. Ich war gerade auf dem
Dach und schaute aus der Dachluke, als ein Flugzeug direkt auf das Haus zukam. Ich konnte
mich noch hinter die Wand einer kleinen Rauchkammer aus Stein und Zement retten, sonst
wäre ich getroffen worden. Allerdings wurde ich am Fuß von Phosphorgeschossen verletzt.
Aber ich mußte dann über die Straße zu Scheideis in die Wirtschaft laufen und die Feuerwehr
alarmieren, und als ich zurückkam, brannte alles schon lichterloh. Später bekam das Haus ein
Notdach aus Holz und Dachpappe."295

26 „Jabo" ist die Abkürzung für Jagdbomber. Im Verlauf des Zweiten Weltkrieges aus allgemein
militärisch genutzten Flugzeugen entwickelt, wurden sie auf den Bombenabwurf im Tiefoder
Sturzflug mitten im feindlichen Luftraum spezialisiert. Im Gegensatz zu Jagdflugzeugen
konnten sie die Bombenlast tragen (schon im Jahr 1940 etwa 250 kg Munitionsgewicht, gegen
Ende des Krieges ca. 500 kg) und verfügten zudem noch über ein, später mehrere Maschinengewehre
(gegen Kriegsende sogar leichte Kanonen). Ein- bis viermotorige Jagdbomber
näherten sich dem Ziel im Verband, wobei eine Staffel meist von Jagdflugzeugen zur Deckung
begleitet war. Diese Formationen griffen ihre Ziele gemeinsam an, die sie mit Sprengbomben,
Brandbomben, Leuchtschirmen und herabfließendem, brennendem Phosphor belegen konnten
. In den letzten Kriegsmonaten beherrschten vorwiegend amerikanische Jagdbomber den
Luftraum, bombardierten die Ziele und beschossen die Bevölkerung mit Maschinengewehren.

„Spätestens seit dem 9. September [1944] bekamen die Kenzinger die gefürchteten Jabos'
(Jagdbomber) zu spüren. Im Tiefflug warfen sie Bomben ab, und mit Bordwaffen machten sie
Jagd auf Menschen, die sich auf Feld oder Weg zeigten. In Kenzingen wurden ein neunjähriges
Mädchen, ein Mann und zwei fremde Soldaten Opfer von Bordwaffen. Jabos beschossen Züge,
in Kenzingen sogar einen Lazarettzug, der an einem roten Kreuz zu erkennen war.
Infolgedessen kam auf der Rheinstrecke der Eisenbahnverkehr zunächst bei Tage, dann auch
nachts zum Erliegen."2'"'

27 Kenzinger Kirchenglocken

Warum wurden die Glocken der evangelischen Kirche nicht abgeliefert? Sie waren aus Stahl
und daher zum Einschmelzen nicht geeignet. Auch wäre der Aufwand zum Herabholen der
Glocken vermutlich zu groß gewesen.

Die Glocken der katholischen Kirche wurden - mit Ausnahme der Großen Glocke - zwar
abgeliefert, aber nie eingeschmolzen. Sie lagerten im Hamburger Hafen und wurden dort von
Dr. Josef Frank, der in Hamburg wohnte und als Physiker an der Universitätsklinik Eppendorfer
Krankenhaus arbeitete, entdeckt. Er hatte sich Nachforschungen über ihren Verbleib zum
Hobby gemacht und sie schließlich wieder gefunden. Dank seines Spürsinns und seiner Initiative
kamen die Kenzinger Glocken am 18. Januar 1948 unversehrt zurück.

Die Geschichte der Stadt Kenzingen, Bd 1, S. 291. Hervorhebungen im Original.

Frau Martha Fleig am 6.12.2002.

Die Geschichte der Stadt Kenzingen, Bd 1, S. 296.

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