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28 „Ari"
Ari-Beschuss ist die Abkürzung für „Artillerie-Beschuss". Die Artillerie ist die „Gesamtheit
von Geschützen, Granatwerfern, Geschoßwerfern, Panzerabwehrraketen und Selbstfahrlafetten
einschließlich der für ihren Einsatz notwendigen Mittel".297
Frau Moser als Zeitzeugin schilderte anschaulich, wie sie als Kind nächtlichen Artillerie-
Beschuss erlebte: „Wenn nachts Granaten abgeschossen wurden, hörte man den Abschuss im
Elsass. Dann, wenn die Geschosse ankamen, hörte man, wie sie immer lauter wurden, über uns
hinwegheulten und hinter uns einschlugen. Abschuss, Pfeifen und Einschlag, so war es jede
Nacht."298
29 Bürgermeister Kreth
Josef Kreth war Bürgermeister seit 1931 und blieb es auch nach dem Einmarsch der Franzosen
bis zum 25. Februar 1946. Danach diente er der Stadt als Ratsschreiber bis August 1948.
30 Montaigne und Alain
Montaigne, (1533-1592): Sein Hauptwerk, Les Essais, sind Notizen und Reflexionen über
sich selbst und die Erfahrung der Widersprüchlichkeit seiner Person. Er entdeckt die
Unfähigkeit des Menschen, Wahrheit und Gerechtigkeit zu finden, und beschreibt die Relativität
alles Menschlichen. Die Kunst zu leben gründet sich für ihn auf ein vorsichtig kluges Verhalten
, das auf gesundem Menschenverstand und Toleranz beruht.
Alain (1868-1951): Essayist, gibt seinem humanistischen Spiritualismus hauptsächlich in
zwei Werken Ausdruck: Propos sur le bonheur und Minerve ou de la sagesse.
31 Kaiser-Apparate-Bau
„Kaiser-Apparate-Bau" hatte das Gelände und die Gebäude der Fifaz, einer Stumpen- und
Zigarrenfabrik, übernommen und ursprünglich Elektromotoren hergestellt. In der Zeit des
Nationalsozialismus wurde dann auch die „Kaiser-Apparate-Bau" der alles beherrschenden
Rüstungsindustrie einverleibt. Nach dem Krieg wechselten Name und Besitzer: Der Nachfolger
„Gretel" produzierte Matratzen, von denen ein ansehnlicher Teil als Kriegsreparation nach
Frankreich geliefert wurde. (Als bezeichnender Unterschied zwischen Nachkriegszeit und
heute sei erwähnt, dass der werkseigene Lastwagen in jenen Jahren auch die respektable Fuhre
von rund 150 Fußballbegeisterten zu den Auswärtsspielen ihres Kenzinger Vereins karrte.) Als
nächste Firma baute „Kaiser-Radio" Rundfunkapparate in den Werkhallen, wurde aber von
„Dual", dann „Grundig" und schließlich „Mez" abgelöst.
In den Militär- und Kriegssachen (Spezialia), Fas 3 157.-166., Akte 157, des Archivs der Stadt
Kenzingen finden sich Dokumente, die den militärischen Charakter der Produktion der Fabrik
Kaiser-Apparate-Bau belegen, indem sie die Fabrik als „Rüstungsbetrieb" oder „Rüstungswerk
" bezeichnen: Zum Beispiel gibt die Werksluftschutz-Bezirksstelle Südbaden in
ihrem Schreiben vom 19. März 1944 der Kaiser-Apparate-Bau das Ergebnis der dort durchgeführten
Werkluftschutzprüfung vom 9. März 1944 bekannt: „Das Werk dürfte bei einem
Luftangriff in seinem heutigen Zustand verloren sein ...
Begründung:
Am Südostausgang von Kenzingen gelegen, umfaßt das Fabrikwesen drei Bauten:
Bau 1 Fabrikräume 5, Büro und Lagerräume.
Bau 2 (im Bau begriffen) Versandräume und Fabrikationsräume.
Bau 3 ausschließlich Lagerräume.
Sämtliche Gebäude sind mit zahlreichen Fenstern von beträchtlicher Höhe und Breite versehen.
Wörterbuch, Bd. 1, A-Me, S. 31.
Interview vom 23.11.2002.
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