Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
24. und 25. Jahrgang.2004/2005
Seite: 125
(PDF, 30 MB)
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38 Wohnung am Stadttor

Cabanis wohnte bei der Familie Himmelspach in dem an die Nordseite des Schwabentors angebauten
Haus in der alten Schulstraße 2. Von dort konnte er durch die Brotstraße in die Eisenbahnstraße
blicken. Trotz einer im Ersten Weltkrieg erlittenen Erblindung flocht Herr Himmelspach
Maschendraht für seinen Lebensunterhalt und zog regelmäßig (in Begleitung eines
weiteren Mitglieds der Familie) die Kenzinger Kirchenuhr auf.

39 Wohnung bei Paula

Paula Thaller, geb. Schäfer, lebte im Haus Schwabentorstraße 4. Jose Cabanis zog zwischen
dem 26. und dem 30. März 1945 bei ihr ein.

40 Chateaubriand (1768-1848), Schriftsteller und Staatsmann, erlebte die Anfänge der
Französischen Revolution, suchte dann in Amerika den Ruhm des Entdeckers und den Reichtum
der Pioniere. In der Emigrantenarmee verwundet, lebte er in England im Exil und in
Armut. Nach seiner Rückkehr nach Frankreich setzte er sich für die Wiederherstellung der
moralischen Ordnung ein. In der Restauration wurde er Botschafter in London und Außenminister
. Enttäuscht von der Restauration, versammelte er die romantische und liberale Jugend
um sich, verfasste Les Natchez, ein Prosaepos über das Leben der Indianer in Nordamerika,
bevor er in nostalgischen Versen sein Leben und seine Zeit beschrieb. Genie du christianisme
(1802), eine Verteidigung der römischen Kirche, machte ihn zu einem der bekanntesten
Schriftsteller seiner Zeit.

41 De Mauriac (1885-1970) beschreibt in seinen Romanen den Konflikt zwischen einem
Leben der Sinnesfreuden und des Glaubens. Aus Trois recits stammt der Satz „II n'est pas trop
d'une vie de mensonges, pour epargner une seule de ces larmes", den Cabanis in Les profondes
annees, S. 239 zitiert. Übersetzt bedeutet er: „Man kann nie zuviel lügen, um eine einzige
Träne zu ersparen", oder etwas freier: „Eine einzige Träne, die nicht vergossen wird, rechtfertigt
alle Lügen". Das heißt, dass selbst ein ganzes Leben voller Lügen gerechtfertigt ist, wenn
dadurch vermieden wird, einem anderen Schmerz zuzufügen.

42 Die beiden Frauen waren Anneliese Fleig und Paula Schindler. Letztere bezeichnet Jose
fälschlicherweise als Annelieses Mutter. Anneliese Fleig lebte jedoch bei ihrer verheirateten,
kinderlosen Tante Paula Schindler im Oberen Zirkel, Hausnummer 1 und wurde daher auch
Schindler Anneliese genannt. Jose soll sie gerne gesehen haben. Cabanis' Freund, Max Bonnefond
, wohnte bei Frau Schindler. Diese verdiente sich ihren Unterhalt als Tagelöhnerin. Sie
half den Leuten im Garten, in den Reben, auf dem Feld beim Kartoffelpflanzen, bei der Aussaat
und anderen landwirtschaftlichen Arbeiten, und sie ging den Frauen beim Waschtag zur
Hand, einem in jenen Tagen großen Ereignis, das alle sechs Wochen stattfand. In dieser Zeit
wurde die Wäsche gesammelt, dann der große Kessel an der Kleinen Elz angefeuert und
daraufhin wurde zwei Tage lang gewaschen und über Neuigkeiten geredet.312

43 Die Krämerin war Paula Ochsner. Sie war unverheiratet, und bot gegenüber dem Rathaus,
neben der „Krone" (heute Hauptstrasse 26), in einem kleinen, über eine steile Stiege zu erreichenden
Laden alles an, was eine Kenzinger Familie im Alltag brauchte. Auch bei ihr fühlte
Jose sich zuhause, besonders weil ihr Bruder Heinrich Ochsner, Heimatforscher und Ehrenbürger
der Stadt, Professor an der Universität Freiburg war und daher den jungen Mann unerschöpflich
mit Lesestoff versorgen konnte.

312 Zeitzeugin Moser am 23.11.2002.

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