Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
24. und 25. Jahrgang.2004/2005
Seite: 131
(PDF, 30 MB)
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Gekränkt und erbittert wegen einiger herabwürdigender Kritik an Des Jardins en Espagne
fasste Cabanis den Entschluss, keine weiteren Romane mehr zu schreiben und hielt sich 20
Jahre daran. Stattdessen widmete er sich historischen Themen und der Literaturkritik.

56 Die Academie francaise-21: die Unsterblichen

Die Academie francaise zählt 40 Mitglieder auf Lebenszeit; nur bei groben, die Ehre verletzenden
Verstößen kann ein Ausschluss ausgesprochen werden. Stirbt ein Mitglied, so wählen
die verbleibenden 39 einen Nachfolger. Seit ihrer Gründung 1635 durch Kardinal Richelieu
gehörten der Academie knapp über 400 bedeutende Persönlichkeiten Frankreichs an, die sich
alle um die französische Sprache besonders verdient gemacht hatten: Dichter, Schriftsteller,
Theaterleute, Philosophen, Ärzte, Wissenschaftler, Ethnologen, Kunstkritiker, Militärs,
Staatsmänner, Geistliche. Sie werden häufig auch „die Unsterblichen" genannt in Erinnerung
an das Siegel, das Richelieu bei der Gründung der Academie übergab und das den Wahlspruch
„Für die Unsterblichkeit" trägt.

Die Academie ist die offizielle Institution, die über den richtigen Gebrauch (le bon usage) der
französischen Sprache wacht. Ihre Mitglieder beobachten die Entwicklung der Landessprache
und versuchen, durch die Schaffung von Regeln Missbrauch zu verhindern. Die Aufgabe,
Wächter und Richter auf sprachlichem Gebiet zu sein, wird durch die Veröffentlichung eines
Wörterbuches bekundet, dessen erste Ausgabe 1694 erschien. Im Laufe der Zeit übernahm die
Academie auch die Förderung der Sprache und vergibt in dieser Funktion etwa sechzig Literaturpreise
pro Jahr. Darüber hinaus verteilt sie Stipendien verschiedenster Art, unterstützt literarische
, wissenschaftliche oder wohltätige Organisationen, hilft kinderreichen Familien,
Witwen, benachteiligen Personen oder solchen, die sich besonders aufopferungsvoll in
sozialen Diensten ausgezeichnet haben.

Jose Cabanis wurde am 21. Juni 1990 in den Kreis der Unsterblichen auf den Stuhl 20 gewählt.
Sein Vorgänger war Thierry Maulnier, Journalist, Essayist, Bühnenautor, Literaturhistoriker
und Kritiker. Sein Nachfolger wurde Angelo Rinaldi, Schriftsteller und Kritiker.

57 Einleitung zur Antrittsrede Jose Cabanis'

Feierliche Aufnahme des Herrn Jose Cabanis in die Academie francaise. Rede, vorgetragen in
der öffentlichen Sitzung vom Donnerstag, dem 20. Juni 1991. Paris, Palais de 1'Institut.
Herr Jose Cabanis, der von der Academie francaise auf den durch den Tod von Herrn Thierry
Maulnier verwaisten Stuhl gewählt wurde, ist am Donnerstag, dem 20. Juni 1991 gekommen
ihn einzunehmen und hat die folgende Rede gehalten:
Meine Herren,

noch ist es nicht lange her, als ein Krieg, grausam wie alle Kriege, wütete; da habe ich vor
kurzem aus gewissen Kreisen vernommen, daß die Straßen die Hölle wären. Die Straßen
Frankreichs, die, welche in die Berge und in den Schnee, in die Provinz führen. Die Provinz,
das ist der Ort, wohin man in den Ferien fährt, zum Vergnügen und für einige Tage. Manche
Leute sind dort geboren, aber man lebt nicht dort, man könne dort nicht leben. Ein großer, zeitgenössischer
Schriftsteller, der nicht zu Ihnen zählte, aber Minister war, machte eine
Bemerkung über die Provinz, die schmerzte. Alle jene, die weit entfernt von hier [Paris] leben,
sollten mein Gefühl der Dankbarkeit dafür, daß ich Ihrem Kreis angehören darf, teilen. Zum
ersten Mal wird durch diese begehrte Auszeichnung der Aufnahme in Ihre Gesellschaft ein
reiner Provinzler überglücklich gemacht. Seit einigen Jahren haben Sie, Gott weiß zu welchem
Glück, Ihren Kreis für Frauen geöffnet. Jetzt öffnet er sich auch für die Provinz. Ich danke
Ihnen dafür von ganzem Herzen, umso mehr als meine Provinz so lange schlecht behandelt
wurde. [...]322

,:i Nach der Internetseite der Academie francaise: http://www.academie-fran5aise.fr
322 http://www.academie-francaise.fr/immortels/index.html

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