Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
24. und 25. Jahrgang.2004/2005
Seite: 133
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ratur. Gehe ich von mir selber aus, so ist sie ein ganz leises Gefühl, das mit zarter Hand
gepflegt sein will, denn seine Wurzeln sind zerbrechlich und reichen nicht tief in die Erde
hinab. Erst kürzlich habe ich Jugendbriefe von Taine gelesen, Vertrauliches, philosophische
Erörterungen, Meinungsaustausch über Bücher, Hoffnungen und Pläne für die Zukunft, die
Gewißheit, von einem anderen Ich verstanden zu werden, das man nie verlassen wird; und
wenige Jahre später ist von alledem nichts mehr übrig, nicht einmal mehr eine unbestimmte
Sympathie, man trifft sich nicht mehr und entbehrt es nicht, tauscht keine Briefe mehr aus, und
schließlich lebt und stirbt jeder für sich allein. Auch ich habe das einst erfahren, und von
denen, die ich für meine Freunde hielt, fällt mir heute oft nicht einmal mehr der Name ein.ni
In solch einer kompromisslosen Vorstellung von „lieben" liegt auch die Erklärung für die im
Grunde sporadischen und kurzlebigen Versuche, Kenzinger Freundschaften zu pflegen.

60 Liebe

Die Liebe? Eine geborgene Kindheit und die ständige Gegenwart Gottes am Anfang des Lebens
, nichts bereitet einen besser darauf vor: Zu bedauern sind jene, für die es kein Geheimnis
gibt. Die Kinder von morgen, denen man alles schwarz auf weiß auseinandersetzt, werden
zweifellos nichts mehr von unserem Erstaunen wissen, von unserer Angst, unserem Herzklopfen
und jener Entdeckung, die wir zwischen dem zehnten und dem fünfzehnten Lebensjahr nach
und nach machten, wir, die man fast nicht vorbereitet hatte. Wenn ein gewisser Blick die braven
Mädchen der Comtesse de Segur traf, ein wenig auf ihnen verweilte und sie ahnen ließ, was sie
erwartete, mußten sie sich abwenden und die Flucht ergreifen - und damit nahm alles seinen
Anfang. Welches Glück bedeutet die Glut der ersten Liebe, wenn einen nichts als ein unerklärliches
Verlangen darauf vorbereitet hat.™

61 Klarissin

Nonne des beschaulichen Klarissenordens, der von der hl. Ciaire 1212 in Anlehnung an die
Ordensregeln der Franziskaner gegründet wurde.

62 Besuche in Kenzingen und Toulouse

Wie oft sie stattfanden ist nicht genau zu ermitteln. Während einige Zeitzeugen von jährlichen
Besuchen zu berichten wissen, sprechen andere von „einigen" Reisen nach Kenzingen. Letzteres
hält auch Joses Sohn Andre für richtig: Er erinnert sich noch an zwei oder drei Reisen
nach Deutschland, an denen er teilnehmen durfte, doch kann er nicht ausschließen, dass sein
Vater auch Fahrten unternahm, von denen ihm nichts bekannt ist.'27 Während seiner Hochzeitsreise
1946 zeigte Jose Cabanis seiner jungen Frau seine zweite Heimat: In seinem Renault
R4CV („Cremeschnittchen" genannt) fuhr er unerwartet bei der Familie Thaller vor. Briefwechsel
und auch telefonische Kontakte bestanden über längere Zeit.

Darüber hinaus gab es auch Besuche von Kenzingern in Toulouse: Paula und Heinz Thaller mit
Ehefrau waren bei Cabanis in seinem Haus in Nollet für einige Tage zu Gast. Heinz Thaller
erlebte ihn dabei als umsichtigen und großzügigen Gastgeber, einen bescheidenen, zurückhaltenden
Mann, einen korrekten Menschen, der hielt, was er versprach. Auch Anneliese Fleig
und ihre Nichte besuchten Cabanis in Toulouse. Frau Fleig war ebenfalls eingeladen zur Teilnahme
an der Feier anlässlich der Vorstellung des Buches Les profondes annees in Straßburg.
1986 kam eine Enkelin von Cabanis im Zuge eines Schüleraustausches nach Kenzingen. Aus
diesem Anlass fuhren die Genfer Eltern der Schwiegertochter von Cabanis nach Kenzingen,
um die Enkelin zu sehen und statteten auch Frau Schindler und Anneliese Fleig einen Besuch
ab. Schließlich wurde Nina Eisele von Cabanis und Verwandten nach Baden-Baden zu einem

325 Cabanis, Gabrielle, S. 21 f.
,:6 Cabanis, Schlag doch, S. 76.
527 E-Mail vom 19.2.2004.

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