Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
26. und 27. Jahrgang.2006/2007
Seite: 18
(PDF, 62 MB)
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IV. Die Geistesgeschichte

Der Name Bernhards von Clairvaux ist bereits gefallen, der nicht nur ein Prediger und Politiker
, sondern auch ein Theologe von hohem Rang war. Die Scholastik erhielt durch ihn wie auch
durch andere zisterziensische Theologen viele neue Anstöße. Zahlreiche hochkarätige Theologen
des Mittelalters entstammten dem Zisterzienserorden, darunter auch mehrere Päpste. Hierbei
traf es sich für den aufblühenden Zisterzienserorden gut, dass es im 12. und 13. Jahrhundert
in Europa, wie schon gesagt, zu einem starken Aufschwung der Religiosität kam. Nicht
nur die geistlichen Orden, sondern auch religiöse Laienbewegungen blühten auf, wobei letztere
bis dato wesentlich weniger erforscht sind. Ihre eingehende Erforschung wird eine wichtige
Aufgabe der mediävistischen Forschung der Zukunft sein.

Die strenge Disziplin des Zisterzienserordens herrschte natürlich auch in Maulbronn: Fleisch-
genuss war generell verboten, stattdessen lebten die Mönche oft von Bohnen- und Erbsensuppe
. Die Nachtruhe wurde regelmäßig durch Metten unterbrochen, es herrschte Schweigepflicht
und die Unterbringung war äußerst unkomfortabel. Fehlbare Mönche mussten strenge Buße
tun, auch in Form von Fasten und Geißelung. Selbstverständlich war die Disziplin in Maulbronn
ebenso streng wie in anderen Klöstern. Siebenmal am Tag, von der Nacht bis zum
Abend, wurden die Psalmen gesungen, wie die Benediktsregel dies vorschrieb. Tagsüber mussten
die Mönche auch körperliche Arbeit leisten, die als ein gewisser Ausgleich zum Beten und
Lesen gesehen werden kann. Das benediktinische Prinzip „ora et labora" wurde somit verwirklicht
.

Erst im späteren Verlauf der Ordensgeschichte schwächte sich die klösterliche Strenge in
Bezug auf die Speisen etwas ab, in Form der Pietanzen wurde den Mönchen nun auch bessere
Nahrung, wie Fisch, Käse und Wein, serviert. Für die bereits erwähnten Laienbrüder war die
geistliche Disziplin lockerer, sie hatten weniger zu beten als die Priestermönche, dafür war
ihnen die Feldarbeit und die Verwaltung der klösterlichen Güter anvertraut. Darüber hinaus
waren sie auch handwerklich tätig: Werkstätten finden sich in allen Klöstern des Ordens, darunter
auch in Maulbronn. Diese Handwerksbetriebe glichen oft kleinen Manufakturen, deren
Überschüsse auch auf die umliegenden Märkte gebracht wurden.

V. Die Klosterwirtschaft

Zu Beginn hatte der Zisterzienserorden die Grundherrschaft, das heißt, die Verpachtung von
Ländereien an Dritte, die sich bei den Benediktinern generell durchgesetzt hatte, abgelehnt. Die
Zisterzienser wollten nicht von den Geld- und Naturalzinsen von Lehnsbauern leben, sondern
lediglich ihre Wirtschaftshöfe, die Grangien, sollten zum Unterhalt der klösterlichen Gemeinde
dienen. Am liebsten hatten es die Zisterzienser, wenn die Grangien auf noch ungerodetem
Land lagen, auf dem noch keine Rechte Dritter ruhten. Diese, so die Regeln des Ordens, waren
von den Laienbrüdern und darüber hinaus höchstens von gedungenen Lohnarbeitern zu bewirtschaften
. Nur so war nach Meinung der Ordensväter ein Leben ganz im strengen Sinne der
Benediktsregel, wie es die Zisterzienser anstrebten, möglich. Es zeigte sich aber sehr bald, dass
die Grangienwirtschaft nicht überall möglich war, weil den Klöstern regelmäßig Land gestiftet
wurde, das bereits ausgebaut war und von Lehnsbauern bewirtschaftet wurde. Dieses wollten
oder konnten die Zisterzienser nicht immer gegen Land eintauschen, das für die Grangienwirtschaft
geeignet war. Hinzu kam, dass ungerodetes Land im Laufe des 12. Jahrhunderts in Euro-

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